In Hammelburg will die katholische Kirchenstiftung einen nennenswerten Beitrag zur Energiewende leisten. Deshalb entsteht an der südlichen Stadtmauer im Garten des Pfarrzentrums aktuell eine neue Hackschnitzelheizung. Mit dieser neuen Anlage sollen künftig das Johannes-Martin-Haus mit Pfarrsaal und altem Gefängnis, die Stadtpfarrkirche, das Vicenz-Koch-Haus und das Pfarrhaus beheizt werden. Begünstigt wird das Vorhaben dadurch, dass diese Gebäude relativ dicht beieinander liegen.
Den Gasliefervertrag mit den Stadtwerken hat die Kirchenstiftung schon gekündigt
Seit Beginn der Sommerferien nimmt die Baustelle unter Federführung von Küster Michael Brendan Fahrt auf. Die Zeit drängt, nachdem der Gasliefervertrag bei den Stadtwerken wohlweislich bereits im Frühjahr gekündigt wurde, um über den Sommer die Grundgebühr zu sparen. Im Oktober schon soll die neue Anlage in Betrieb gehen. "Sonst friert der Pfarrer", sagt Brendan bei einem Besuch dieser Redaktion auf der Baustelle.
Der Küster, der sich als Hausmeister in erster Linie um die örtlichen Immobilen der Kirchenstiftung kümmert, geht spürbar in der Projektierung der Anlage auf. Dass der 34-Jährige diese ungewöhnliche Verantwortung übernommen hat, kommt schließlich nicht von ungefähr: Brendan ist gelernter Anlagenmechaniker.
Über die Planung hinaus will er sich nach seinen Schilderungen maßgeblich um die Montage kümmern. "Vorbild dabei ist Münsterschwarzach", sagt Brendan. Das dortige Kloster ist schon seit 20 Jahren Vorreiter beim Einsatz regenerativer Energie.
Ziel sei es, auch in Hammelburg die Kohlendioxid-Emissionen der kirchlichen Liegenschaften zu senken. "Die Einsparungen sind erheblich", weiß Brendan. Auch finanziell. Geplant werde schon seit 2016. Eine Neuberechnung des Wärmebedarfs habe eine Verringerung der Kesselleistung von bisher 400 auf 200 Kilowatt zur Folge.
Statt Gas sollen künftig im Jahr etwa 400 Schüttraummeter Hackschnitzel verheizt werden. Zusätzlich sollen 60 Quadratmeter Solarfläche Wärme erzeugen. Nach den Kalkulationen werden auf diese Weise etwa 170.000 Kilogramm Kohlendioxid im Jahr eingespart, rechnet Brendan vor.
Baukosten in Höhe von rund 660.000 Euro müssen zunächst gestemmt werden
Durch die Abkehr vom Gas sollen die Betriebskosten der Heizung von 55.000 Euro auf 10.000 Euro sinken. Doch zuvor müssen Baukosten von rund 660.000 Euro investiert werden. Unterstützung dafür kommt von Bund, von der Stadt und vom Bistum. Dennoch muss ein Teil der Baukosten von der Kirchenstiftung durch Kredite zwischenfinanziert werden.
"Spenden sind jederzeit willkommen", sagt Brendan. Motiviert sei das Vorhaben auch durch die päpstliche Botschaft zur Bewahrung der Schöpfung. In diesem Sinne werde die Anlage mit modernsten Filtern zur Luftreinhaltung ausgestattet. Entstehender Feinstaub wird dabei über die Asche entsorgt.
Geplant sei zudem ein Grasdach auf dem Betriebsgebäude, in dem 100 Schüttraumeter Hackschnitzel gebunkert werden können. Mit jeweils zwei Lastwagenfuhren soll dieser vierteljährliche Bedarf angeliefert werden.
Im Umfeld des Pfarrzentrums soll ein "Miniwald" als Ersatz für einen Apfelbaum entstehen
Im Sinne der Nachhaltigkeit werde auch das Umfeld im Garten des Pfarrzentrums aufgewertet. So soll eine Statue des Heiligen Franziskus hier einen neuen Standort finden, die bisher in Würzburg steht. Als Ersatz für einen Apfelbaum, der für das Betriebsgebäude weichen müsste, plant Brendan einen "Miniwald", für den er sich bei der hessischen Landesgartenschau in Fulda Anregungen geholt hat.
Froh ist Brendan darüber, dass mit der Hackschnitzelheizung die Ära des erst 2011 in Betrieb genommenen, gasbetriebenen Blockheizkraftwerks endet. Das "Montagsgerät" (Brendan) habe wohl auch darunter gelitten, dass es wegen des geringeren Wärmebedarfs im Sommer nicht regelmäßig im Einsatz war.
In der Stadtpfarrkirche wird es im Winter auch künftig frisch sein
Etwas später als die Heizzentrale werde wohl die neue Wärmeversorgung in der Stadtpfarrkirche in Betrieb gehen. Allein dafür seien in der Vergangenheit 25.000 Euro an Heizkosten im Jahr entstanden. Im Zuge der Heizungsumstellung muss die Lüftungsanlage aus den 1970er Jahren modifiziert werden, erläutert Brendan.
Hoffnungen, dass es nach der Fertigstellung künftig in dem Gotteshaus für Besucherinnen und Besucher über den Winter wärmer wird, dämpft der Küster. Temperaturen über 13 Grad Celsius hinaus seien für die Statik des Gebäudes und für die dortigen Kunstgegenstände auch mit Blick auf mögliche Kondenswasserbildung problematisch.