
Normalerweise lassen sich seine Schweine sogar streicheln, sagt Julian Reinhard. Doch an diesem Nachmittag sind sie eher vorsichtig und machen sich aus dem Staub beziehungsweise aus dem Matsch, als sich ihr Besitzer mit Besuch nähert. Doch letztlich siegt bei den fünf Schweinen die Neugier oder die Aussicht auf eine Leckerei. Julian Reinhard hat ihnen frische Äpfel mitgebracht. Dem Fallobst können die rotbunten Husumer Hausschweine nicht widerstehen. Seit ein paar Wochen ist der junge Großwenkheimer Schweinehalter . Er hat seine Entscheidung bewusst getroffen. Er will Fleisch essen, von dem er weiß, was drinen ist.

Das Futter kommt vom eigenen Hof. „Ich baue alles selbst an“, sagt Julian Reinhard, der schon mit 17 Jahren die kleine Landwirtschaft seines Opas übernommen hat. Seine Schweine bekommen Gerste-, Weizen- und Erbsenschrot vom eigenen Acker – und Fallobst, wenn es zur Verfügung steht.
Als Kind schon geholfen
Landwirtschaft hat dem jungen Mann schon immer gefallen. Von klein auf habe er mitgeholfen, berichtet er. Sein Opa habe früher auch Schweine gehabt. Julian Reinhard sagt, sein Wunsch sei schon lange, eigenes Borstenvieh zu halten.
Der Weg dahin war gar nicht so einfach. Viele Behörden waren eingebunden. Und er musste eine große Hürde nehmen, ehe die ersten fünf rotbraunen Husumer ins Gehege einziehen durften.
Viel Freiraum
Eigentlich sollten seine Tiere näher am Haus stehen. Eine Wiese dafür hatte er schon ausgewählt. Doch diese erwies sich als zu klein, obgleich sie den Vorgaben für Bioschweinehaltung entsprach. Weil aber Schweine besonders viel Dünger produzieren, gelten strenge Vorschriften für die Freilandhaltung. Anzahl der Tiere und die Hektarfläche des Hofs müssen im richtigen Verhältnis stehen, schreibt die Düngebilanzierung vor.

Julian musste die Vorgaben des Amtes für Landwirtschaft einhalten und umdisponieren. Das nahm er in Kauf, um sich seinen Wunsch nach einer kleinen Schweinezucht zu verwirklichen. Jetzt umfasst die Weide 1,3 Hektar. Maximal dürfen zwölf Schweine dort gehalten werden, was 1000 Quadratmeter Fläche pro Tier bedeutet. Damit steht dem Reinhard’schen Borstenvieh deutlich mehr Platz zur Verfügung, als die Verordnung für Bioschweine vorsieht. Im Frühjahr soll der Bestand auf die erlaubte Größe aufgestockt werden.
Hof im Nebenerwerb
Der 26-jährige Großwenkheimer betreibt die Landwirtschaft im Nebenerwerb. Das soll auch so bleiben. Er habe als Metallbauer geregelte Arbeitszeiten und könne so den Beruf und seine kleine Landwirtschaft unter einen Hut bringen. Ausschlafen gibt es allerdings nicht. Früh um fünf heißt es Aufstehen fürs Füttern. Diesen Rhythmus hält Julian Reinhard auch am Wochenende bei, weil Schweine geregelte Zeiten schätzen. Nach der Arbeit geht es erneut zum Freilauf, die zweite Fütterzeit steht an. Auch die Bewirtschaftung seiner Felder erledigt Julian Reinhard nach Feierabend oder im Urlaub, wie er ergänzt.
Viele Helfer
Die Reaktionen auf Reinhards Tierhalterambitionen sind unterschiedlich gewesen. Freunde hätten anfangs gesagt, „dass ich spinne“, lacht Julian Reinhard. Aber sie seien trotzdem immer da, wenn er Hilfe braucht. Dafür ist Reinhard dankbar. Julians Schwester Janina Reinhard gefiel die Idee von Anfang an. „Es war ein schönes Gefühl, als die ersten Schweine draußen waren“, sagt sie.
Urlaub ist möglich
Die Schwester und ihr Lebensgefährte sind auch die Garanten dafür, dass Julian Reinhard sich einmal eine Auszeit vom Hof nehmen kann, wenn er es möchte. Dann würden die Beiden sich um die Schweine kümmern. Im Gegenzug ist Julian Reinhard natürlich da, wenn der mobile Hühnerstall, den Janinas Freund samt der Zwergziegen zur Habichtabwehr unterhält, in dessen Abwesenheit versorgt werden muss.
Im Frühjahr wird geschlachtet
Die Reinharde’schen Schweine verbringen ihre Lebenszeit im Freien. Fürs Füttern und zum Schutz steht ihnen ein Unterstand zur Verfügung. Das Husumer Borstenvieh sei robust und somit ideal für diese Haltung. Wenn sie rund 140 Kilogramm auf die Waage bringen, werden die Tiere schlachtreif. Das wird im kommenden Frühjahr sein. Für sich und die Familie wird Julian Reinhard ein Schwein schlachten lassen. Die anderen wird er vermarkten. Die Nachfrage nach den ersten biozertifizierten Tieren ist groß, freut sich der Junglandwirt. Er hofft, dass sich auch der größere Bestand von später zwölf Tieren gut absetzen lässt.
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