
"Landwirtschaft ist Natur. Man muss sie fühlen und riechen", sagt Jochen Then. Doch weiß das in Zeiten zunehmender Technologisierung und Digitalisierung noch jeder zu schätzen? Der Landwirt ist sich da nicht sicher. Im Mai startete er deshalb eine private Initiative, mit der er das, was er und seine Kollegen beruflich machen, wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein rücken will. Er platzierte an seinen Feldern große Schilder, auf denen seine Feldfrüchte erklärt werden. Es entstand eine Art Rundweg, auf dem man die Vielfalt der Burgläurer Flur neu entdecken kann.
Entwickelt hat er diese Aktion zusammen mit dem Burgläurer Stefan Schmitt, der einen Flyer zu diesem Thema entwarf und für Then eine Website im Internet einrichtete. Inzwischen ist der Landwirt nun schon öfter auf die Tafeln in der Flur angesprochen worden. "Das Beste daran ist: Wenn ich draußen auf dem Acker stehe, kann ich antworten und gleich alles zeigen."
Dem negativen Image entgegentreten
Viele Menschen sähen die Landwirtschaft heute überkritisch, glaubt der 46-Jährige. Unter anderem durch die Debatte um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sei der gute Ruf der Bauern stark angekratzt. Diesem negativen Image seines Berufsstands will Then schleunigst etwas entgegensetzen. Denn bei der Landwirtschaft gehe es nicht nur darum, wie der Bauer düngt und ob am Ende der Saison sein Ertrag stimmt, wie vielfach suggeriert werde. "Es ist vielmehr eine Wissenschaft. Man muss etwas davon verstehen", sagt der ausgebildete Landwirtschaftsmeister. Das müsse man den Leuten vermitteln, sagt Then und hofft, über seine Initiative den "offenen Dialog mit den Verbrauchern" zu fördern.

Die Liebe zur Landwirtschaft wurde Then sozusagen in die Wiege gelegt, denn auf dem Hof in Burglauer ist er aufgewachsen. Seine Eltern Paul und Luzia Then hatten den Hof seinerzeit von den Großeltern Josef und Mathilde Then übernommen, die 1968 wiederum von der Ringstraße an den Ortsrand ausgesiedelt waren. Als junger Kerl habe er recht bald eine glühende Leidenschaft für den Maschinenpark auf dem Hof entwickelt, sagt der Burgläurer. Er habe die Höhen und Tiefen des landwirtschaftlichen Daseins miterlebt, aber auch stets das beeindruckende Erfolgserlebnis eines Bauern vor Augen gehabt: "Wenn man etwas gesät hat, sieht man bald, was dabei herauskommt."
150 Hektar Feld und 250 Schweine
Jochen und Stefanie Then bewirtschaften heute mit 150 Hektar Feld einen "mittelgroßen Betrieb" (Then), in dem zum Beispiel Weizen, Gerste, Winterraps, Dinkel, Mais und neuerdings Quinoa angebaut werden. Die Idee, Quinoa anzupflanzen, hatte übriges Sohn Philipp von seinem dualen Studium der Landwirtschaft in Triesdorf mitgebracht. Zudem haben die Thens 250 Schweine im Stall. 2007 öffneten sie sich dem Thema Erneuerbare Energien und schlossen sich der Biogasanlage Bad Bocklet an.
Für Jochen Then ist die Landwirtschaft nicht nur Broterwerb. "Sie ist eine Leidenschaft, weil sie so abwechslungsreich ist." Man muss beispielsweise die Getreidepreise beobachten, weil die Märkte stark schwanken. Und es gebe ständig neue Wetterkapriolen, die den Ernten zusetzen. Ein Landwirt sei das ganze Jahr gefordert, sagt Then. Zweimal im Jahr ziehe er beispielsweise auch an seinen Feldern Bodenproben, um den Nitrat-Wert zu bestimmen. Dem Stickstoff-Ergebnis entsprechend dünge er in der Folge dann eben mehr oder weniger.
Auch nach der Ernte genug zu tun
Auch nach der Ernte im Herbst gebe es genug zu tun. Denn auf Feldern, wo im darauffolgenden Jahr eine Sommerfrucht angebaut wird, baut Then dann erst mal eine Zwischenfrucht an, wie Senf, Klee oder die Bienenweiden-Pflanze Phacelia, die Stickstoff-Relikte aus der Erde wieder aufnehmen sollen. Im Frühjahr säe er neue Kulturen in die Zwischenfrüchte ein. "Dann schauen wir, was passiert." Je nachdem, was die Pflanzen an Stickstoff aufgenommen haben, dürfe man dort später mehr oder weniger düngen. Mit "wir" meint Then sich und die Fachleute vom Amt für Landwirtschaft (Bad Neustadt), denn für die gilt der Hof des Burgläurers inzwischen als eine Art Versuchs- und Vorzeigebetrieb.

Das macht sich auch in anderer Hinsicht bemerkbar, denn seit drei Jahren veranstalten das Bad Neustädter Amt, der Verband Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen sowie der Unterfränkische Erzeugerring den Rhöner Landbautag bei Then in Burglauer. Am 21. Juli steht ein neues, interessantes Ereignis ins Haus, wenn, in Zusammenarbeit mit dem Amt für Landwirtschaft, erstmals eine vierte Schulklasse auf dem Bauernhof anrückt und die Thens mit Fragen löchert.
Wie gelangen Pestizide in den Boden?
Offen ist der Landwirtschaftsmeister auch beim Thema Pflanzenschutzmittel. Wie die Pestizide ins Grundwasser gelangen? Zum einen durch Erosion: Bei Regen wird Ackerboden in die Gräben geschwemmt, die Pestizide gelangen ins Grundwasser, erklärt er. Zum anderen kämen punktuell Pflanzenschutzmittel aber auch durch Privatleute ins Grundwasser, wenn die nämlich Round-up gegen das Unkraut im Garten spritzen – und das geschehe immer noch häufig genug, sagt Then. Der größte Abnehmer von Glyphosat sei allerdings die Bahn, die damit das Unkraut an den Abhängen der Gleise vernichte.
Ja, es sei möglich, komplett ohne Pflanzenschutzmittel auszukommen, sagt der Landwirt, aber das habe entsprechende Folgen, wie er selbst an einem Versuchsfeld erprobte. Das Getreide habe dann Pilze. "Wenn man das an die Tiere verfüttert, werden sie aggressiv", hat er beobachtet. Zudem gehe der Ertrag zurück. Seiner Ansicht nach sei es sinnvoll, Pestizide in Maßen anzuwenden.
Die biologischen Waffen eines Landwirts
Doch manchmal kann man offenbar Pflanzenschädlinge auch mit biologischen Waffen schlagen. Denn Then schildert, wie er gerade dem Mais-Zünsler auf seinen Feldern mit Schlupfwespen den Garaus machen will. Die Hautflügler werden von einer Drohne über seinem Acker abgeworfen und sollen sich dann über die Larven des Zünslers hermachen.
Infos: www.then-landwirtschaft.de