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Bad Kissingen
Henneberg-Grundschule Bad Kissingen: Was der Neubau alles zu bieten hat
Bezüglich des anvisierten Ersatzneubaus muss die Stadt etliche bürokratische Hürden nehmen. Was steigende Schülerzahlen fürs pädagogische Raumprogramm bedeuten.
Das Domizil der Henneberg-Grundschule in Reiterswiesen ist, wie die beiden anderen Schulhäuser in Garitz und Arnshausen auch, in die Jahre gekommen.
Foto: Isolde Krapf | Das Domizil der Henneberg-Grundschule in Reiterswiesen ist, wie die beiden anderen Schulhäuser in Garitz und Arnshausen auch, in die Jahre gekommen.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:55 Uhr

Dass die Stadt die drei alten Gebäude der Henneberg-Grundschule in Garitz, Arnshausen und Reiterswiesen durch einen einzigen modernen Neubau ersetzen will, ist seit etwa fünf Jahren im Gespräch. Doch bis dann vor Ort die Bagger anrollen, müssen bei Schulvorhaben etliche Hürden genommen werden. Denn die Regierung von Unterfranken hat bei allem ein Wörtchen mitzureden – sonst gibt es keine Fördermittel. Im Stadtrat am Mittwoch ging’s um das pädagogische Raumprogramm für die neue vierzügige Henneberg-Schule, die am Riedgraben in Garitz entstehen soll.

Was bislang geschah: 2017 ließ die Stadt zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellen. Im Rahmen des Gemeindeentwicklungsprogramms zu den Stadtteilen hatte man seinerzeit überlegt, an welchem Standort eine neue Schule "machbar" wäre. Dabei ging es natürlich auch schon um die Kosten. Die Ergebnisse waren 2018 im Stadtrat präsentiert worden.

Neuer Standort am Riedgraben in Garitz

Im April 2019 sprach sich dann der Stadtrat für einen Neubau aus. Als Standort wurde Garitz, genauer gesagt, eine Fläche am Riedgraben, favorisiert. Bis Anfang 2020 hatte die Stadt die erforderlichen Grundstücke in Garitz erworben. Im Januar 2020 fiel im Stadtrat die Entscheidung, am neuen Schulgebäude eine Zweifachturnhalle anzusiedeln, die auch die Vereine nutzen könnten.

Auch 2021 wurde an dem Vorhaben weiter getüftelt. Denn bevor in solchen Fällen Fördermittel bei der Regierung von Unterfranken beantragt werden können, ist als weiterer wichtiger Schritt eine Wirtschaftlichkeitsprüfung auf den Weg zu bringen, erklärte Stefanie Kauffmann von der Stadtverwaltung in der Sitzung am Mittwoch. Das heißt in diesem Fall, die Stadt Bad Kissingen muss nachweisen, dass ein Neubau günstiger kommt als die Sanierung dreier alter Schulhäuser. Sollte sich zeigen, dass die Sanierungskosten im Bestand höher sind als 80 Prozent der Neubaukosten, spreche dies für den Neubau, so Kauffmann.

Hat einen besonderen Charme: das Schulgebäude der Henneberg-Grundschule in Garitz aus dem Jahr 1906.
Foto: Isolde Krapf | Hat einen besonderen Charme: das Schulgebäude der Henneberg-Grundschule in Garitz aus dem Jahr 1906.

Bald gibt's die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsprüfung

Es sei gar nicht so einfach gewesen, dafür einen Fachplaner zu bekommen, sagte OB Dirk Vogel beim Pressegespräch im Nachklapp zur Stadtratssitzung. Offenbar ist diese Wirtschaftlichkeitsprüfung umfangreich, denn Vogel wies darauf hin, dass der Architekt, der sie vornimmt, "fast in Planentwurfsqualität" arbeiten muss. Auf die Ausschreibung dieser Prüfung habe es kaum Resonanz gegeben, so der OB. Schließlich habe man das Architekturbüro Scharf & Rüth (Bad Kissingen) dafür gewinnen können. Die Ergebnisse seien demnächst zu erwarten.

Wichtig zur Antragstellung bei der Oberen Schulbehörde ist zudem das bereits erwähnte pädagogische Raumprogramm, das Stadtverwaltung und Schulleitung gemeinsam erstellten: Die neue Schule muss sozusagen durchkonzipiert werden und die Schulaufsichtsbehörde muss zustimmen, bevor überhaupt Fördermittel in Aussicht gestellt werden können. Das betrifft nicht nur die Räumlichkeiten und Arbeitsbereiche, sondern vor allem auch die Schülerzahl. Und die steigt langfristig enorm an, wie Stefanie Kauffmann sagte.

Auswirkungen der Schulsprengel-Änderung

Während im aktuellen Schuljahr 2021/22 in den drei Häusern 277 Kinder zur Schule gehen, sind es im kommenden schon 312 und 2025/26 sogar 390 Mädchen und Buben.  In den darauffolgenden sechs Jahren könnten die Zahlen, laut Kauffmann, wieder etwas sinken. Bei der Berechnung schaute man nicht nur auf die Geburtenzahlen und die potenziellen Zuzüge in den kommenden Jahren. Mehr Schülerinnen und Schüler werden auch jetzt schon registriert, weil heuer bereits die Änderung des Schulsprengels Auswirkungen zeigt.

Bernd Czelustek, SPD-Fraktionssprecher und Schulleiter der Henneberg-Schule, tat öffentlich schon öfter kund, dass die Schule schon jetzt aus allen Nähten platzt und bald das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Auch die Organisation des Unterrichts oder die Vertretung von Lehrkräften in den drei Schulhäusern gestaltet sich zunehmend schwieriger, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion.

Schulleiter braucht "Silberstreif am Horizont"

Wenn die Auslastung mit Schülern von 90 auf 130 Prozent hochgehe, brauche er als Schulleiter einen "Silberstreif am Horizont". Was man bei der ursprünglichen Planung des Neubaus noch gar nicht auf dem Schirm haben konnte, ist die Tatsache, dass nun auch immer mehr Kinder aus der Ukraine in die Henneberg-Schule kommen. Dann müsse er Klassen womöglich teilen und es seien noch mehr Räume notwendig, prophezeit er.

Die Henneberg-Grundschule in Garitz wurde 2019 mit dem Gütesiegel 'Biosphärenschule' ausgezeichnet.
Foto: Isolde Krapf | Die Henneberg-Grundschule in Garitz wurde 2019 mit dem Gütesiegel "Biosphärenschule" ausgezeichnet.

Nach Kauffmanns Berechnung werden, laut Raumprogramm, langfristig aus zwölf dann später 16 Klassen. Auch in der Henneberg-Schule soll das derzeit moderne Cluster-Konzept greifen. Das heißt, es werden mehrere "kleine Schulen" in der großen Schulorganisation gebildet. Laut Kauffmann sollen alle Klassen eines Jahrgangs zusammengefasst und um eine gemeinsam nutzbare Mitte gruppiert werden.

Breiten Raum in der Planung nahm die Offene Ganztagsbetreuung ein. Nach Kauffmanns Angaben hat die Bundesregierung jetzt einen Rechtsanspruch auf Offene Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter ab dem Jahr 2026 auf den Weg gebracht. Das wurde bei der Planung berücksichtigt. In der neuen Henneberg-Schule sollen Eltern an vier Tagen in der Woche eine individuelle Betreuung (kurz/lang, beziehungsweise mit/ohne Mittagessen) buchen können. Abgesehen vom Essen, wäre dieses Angebot für die Eltern kostenlos, sagte Kauffmann.

Vergleich Hort und Ganztagsbetreuung angestellt

Würden die Kinder hingegen in einem Hort an der Schule betreut, bräuchte man nicht nur einen Träger für diese Einrichtung, sondern auch mehr Fachpersonal. Zudem entstünden der Stadt höhere Kosten und auch die Eltern müssten für die Betreuung bezahlen, erläuterte Kauffmann. Im aktuellen Schuljahr nehmen 127 Mädchen und Buben die Offene Ganztagsbetreuung wahr. Bis 2026/27 könnten das schon 195 Schülerinnen und Schüler sein.

Wirkt eher nüchtern: das Schulhaus der Henneberg-Grundschule in Arnshausen.
Foto: Isolde Krapf | Wirkt eher nüchtern: das Schulhaus der Henneberg-Grundschule in Arnshausen.

3265 Quadratmeter Raumbedarf sind für das neue Schulgebäude geplant. Das sind etwa 650 Quadratmeter mehr als der von der Regierung für solche Vorhaben vorgegebene Höchstwert, sagte Kauffmann. Aber aufgrund des wohldurchdachten Konzepts halte man die Überschreitung für gerechtfertigt. Weil Kinder generell, aber besonders auch aus Corona-Schutzgründen einen großen Bewegungsradius bräuchten, seien alle Klassenzimmer mit 70 Quadratmetern Fläche geplant. Es soll also keine kleinen und großen Räume geben.

Drei Standort auf Wirtschaftlichkeit prüfen

Unter anderem ist auch ein PC-Raum vorgesehen, in dem die Kinder Medienkompetenz erlernen können. Aber es wurde auch ein Bereich für die Biosphärenschule vorgesehen, denn seit 2019 führt die Henneberg-Schule dieses Prädikat.

Das pädagogische Raumprogramm wurde Anfang April bei der Oberen Schulbehörde in Würzburg eingereicht. Von dort habe man sich bereits "vorsichtig optimistisch" geäußert, wusste Kauffmann zu berichten. Spannend dürften demnächst auch die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsprüfung sein.

Für das Schulhaus in Reiterswiesen lag das Resultat, laut Kauffmann, im Herbst 2021 vor, und wurde schon an die Regierung weitergeleitet. Von dort habe man sich auch diesbezüglich schon "positiv geäußert". Bis zum 2. Quartal 2022 sollen voraussichtlich alle drei Standorte geprüft sein. Dann wird die Regierung alles begutachten. Im positiven Fall geht's in Bad Kissingen dann anschließend an die Entwurfsplanung.

 
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