
Die Bewohner des insolventen Parkwohnstifts kommen nicht zur Ruhe. Weiter ist unklar, wie es mit dem Haus weitergeht. Vor Ostern gab es eine erneute Schreckensbotschaft von der Direktion des Hauses. "Schnellstmöglichst" müsse wegen Brandschutzmängeln der Wohnbereich drei verlegt werden, heißt es in einem Anschreiben an die Bewohner. Ultimativ wird als Datum der 15. April genannt, weil es sich um Bewohner in einem zu schützenden Bereich handelt, deren Evakuierung in einem möglichen Brandfall nur schwer zu realisieren sei.
Der Wohnbereich zwei sei zusätzlich bis Ende April umzusiedeln. Betroffen von den Umständen sind nach unbestätigten Angaben rund 50 Bewohnerinnen und Bewohner und deren Angehörige, die sich jetzt teils mit erheblichen Entfernungen zu den Ausweichquartieren konfrontiert sehen. Angeboten werden AWO-Heime in ganz Unterfranken.
Stadt weist den Schwarzen Peter zurück
Mit ihrer Ankündigung zeigt die Direktion des Parkwohnstifts auf die Stadtverwaltung. Von dort sei man aufgefordert, umgehend geeignet Maßnahmen umzusetzen, die eine Gefährdung für Leib und Leben der Bewohner ausschließen.
Den Schwarzen Peter des jetzt herrschenden Zeitdrucks will sich die Stadt Bad Kissingen aber nicht zuschieben lassen, sagt Pressesprecher Thomas Hack auf Nachfrage dieser Redaktion. "Die Problematik des Brandschutzes ist seit Jahren bekannt und Gegenstand zahlreicher Erörterungen zwischen der Betreiberin und der Stadt Bad Kissingen. Es wurden stets Lösungen gesucht und gefunden, welche die Balance aus Sicherheit und Wirtschaftlichkeit sicherstellten", schreibt Hack auf Nachfrage dieser Redaktion.
Wurden vereinbarte Maßnahmen durchgesetzt?
Allerdings habe die Stadt bei einem Erörterungstermin im März feststellen müssen, dass miteinander vereinbarte Maßnahmen von der Betreiberin, die Parkwohnstift gGmbH, nicht umgesetzt wurden. Außerdem sei der Stadt durch die Betreiberin mitgeteilt worden, dass eine Räumung der Pflegestation vorgesehen ist.
"Damit keine sofortige Einstellung des Betriebs erfolgen muss, hat die Stadt einen Bescheid erlassen, der die sofort notwendigen Maßnahmen des Brandschutzes der Betreiberin verpflichtend vorschreibt, um bis zum Betriebsende ein Mindestmaß an Sicherheit für Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicherzustellen", stellt Hack klar.
AWO stellt 500.000 Euro bereit, um Mängel zu beheben
Dem Vernehmen nach funktionieren unter anderem zumindest in betroffenen Bereichen Hydranten nicht und die Brandmeldeanlage sei dort nicht aktiviert. Zur Behebung gröbster Mängel stelle die AWO eher zähneknirschend 500.000 Euro bereit, heißt es aus Bewohnerkreisen.
Heinz Quitsch, seit elf Jahren ehrenamlicher Vertreter der zu Pflegenden, bestätigt auf Nachfrage dieser Redaktion ein "großen Durcheinander" in der Gefühlslage der Bewohner seit Ankündigung der Insolvenz Mitte Februar. Der 88-Jährige zeigt beim Telefonat mit dieser Redaktion Verständnis für den Nachdruck der Stadt. "Die Mängel beim Brandschutz sind schon seit Jahren bekannt", sagt er. Bisher habe die Stadt viel Geduld gezeigt.
Während viele der Pflegebedürftigen gar nicht so viel von der bevorstehenden Verlegung mitbekommen würden, stünden jetzt die Angehörigen vor Herausforderungen, weil sie für Besuche weite Wege vor sich haben, weiß Quitsch.
Die Wut der Betroffenen wächst weiter
Empört über die Art und Weise der Räumungsankündigung der Hausdirektion für die betroffenen Pflegebereiche zeigt sich auch ein anderer Angehöriger, der namentlich nicht genannt werden möchte. Für seine Mutter habe ihm die AWO einen Heimplatz in Marktbreit angeboten. "Die 70 Kilometer wären einfach zu weit", bewertet er die Offerte. Doch der Suchende hatte trotz des akuten Mangels an Unterbringungsmöglichkeiten Glück. Er fand kurzfristig einen Platz in Oberthulba.
Aber wie bei diesem Betroffenen wächst die Wut über die Situation im ganzen Parkwohnstift weiter. Immer lauter ist dort im Zusammenhang mit dem Verfall des Gebäudes aus den 1970er Jahren von einem "Skandal" die Rede. Dabei wird auf die Mietkosten verwiesen. Er zahle für das Zimmer seiner Mutter ohne die Pflegekosten monatlich eine Investitionspauschale von rund 1100 Euro. Hochgerechnet auf alle Bewohner müsse wohl eine immense Summe zusammen kommen. "Da fragt man sich, wo das Geld geblieben ist", sagt er mit Verweis auf die aufgelaufenen Sanierungsrückstände.
Der Brandschutz ist seit über 20 Jahren darin das Thema Nummer eins. Gemacht wurde NICHTS. Die Stadt hat Recht.