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Bad Kissingen
273 Bewohner betroffen: Dem Parkwohnstift in Bad Kissingen droht das Aus
Der Betreiber der Seniorenresidenz hat Insolvenz angemeldet. Er und ein Investmentfonds sind sich uneins wegen nötiger Millioneninvestitionen ins Gebäude. Ein Schock für Bewohner und Mitarbeiter.
Insolvenzantrag für Seniorenresidenz Parkwohnstift gestellt       -  Laut Mitteilung der AWO Unterfranken hat die Parkwohnstift gGmbH Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. 273 Bewohner und 159 Mitarbeiter wären von einer Schließung betroffen.
Foto: Benedikt Borst | Laut Mitteilung der AWO Unterfranken hat die Parkwohnstift gGmbH Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. 273 Bewohner und 159 Mitarbeiter wären von einer Schließung betroffen.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 13.04.2024 02:43 Uhr

Es ist ein riesengroßer Schock für die 273 Bewohner und Bewohnerinnen, hunderte Angehörige sowie die 159 Mitarbeitenden: Der Seniorenresidenz Parkwohnstift in Bad Kissingen droht das Aus. Das teilt die AWO Unterfranken in einer Presseerklärung mit. Die Betreibergesellschaft der Seniorenresidenz, die Parkwohnstift gGmbH, "hat am 12. Februar Insolvenz angemeldet", heißt es. Bei der Parkwohnstift gGmbH handelt es sich um eine Tochtergesellschaft der AWO Unterfranken. "Die Mitarbeiter und Bewohner kennen die Bemühungen und die Probleme des Hauses. Sie waren die ganze Zeit informiert. Dennoch ist die Bestürzung groß", berichtet Pressesprecher Dirk Baumann gegenüber unserer Zeitung. 

Streit um Millioneninvestitionen

Warum wurde Insolvenz angemeldet? Das Gebäude ist inzwischen 50 Jahre alt und stark modernisierungsbedürftig. Um es zu ertüchtigen, müssten hohe Millionenbeträge in die Sanierung und in den Brandschutz investiert werden. Das Gebäude gehört nach Angaben der AWO einem Immobilienfonds mit Sitz in Amsterdam, der vom AXA-Konzern gemanagt wird. Zwischen der Parkwohnstift gGmbH und der zu AXA-gehörenden Investmentgesellschaft gibt es Streit, wie die hohen Kosten untereinander aufzuteilen sind, also wer wie viel bezahlt. Es laufen Verhandlungen, in Zuge deren die AWO Unterfranken ein Zukunftskonzept vorgelegt und die Investmentgesellschaft ihrerseits veränderte Konditionen angeboten habe. "Die Positionen beider Seiten liegen bisher weit auseinander", betont die AWO.

Eine konkrete Investitionssumme nennt die AWO nicht. Das habe auch damit zu tun, dass die Kosten aufgrund des Gebäudezustandes schwer kalkulierbar seien, so Sprecher Baumann. "Wir sind leider nicht vor Überraschungen gefeit", sagt er. Unlängst gab es etwa einen unvorhersehbaren Wasserrohrbruch, der einen Schaden in Höhe von mehr als einer Million Euro verursacht hat. Es seien allerdings immer wieder Investitionen getätigt worden.

Das Aus droht zum 30. Juni

Das Insolvenzverfahren wurde in Eigenverwaltung beantragt. Dieser Antrag wird gegenwärtig vom Amtsgericht Schweinfurt geprüft. Stimmt das Amtsgericht zu, ist die AWO für das Verfahren zuständig. Unterstützt wird sie in dem Fall von einem Sachwalter, den das Amtsgericht bestimmt. Das Amtsgericht kann den Antrag aber auch ablehnen und festlegen, dass ein klassisches Insolvenzverfahren abläuft, mit einem vom Gericht ernannten Insolvenzverwalter. Der AWO ist das Verfahren in Eigenverwaltung wichtig. "In diesem Fall können wir alles selbst managen. Wir wollen weiter die Verantwortung tragen für die Mitarbeiter und die Bewohner", betont Baumann.

Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung biete Möglichkeiten für einen Kompromiss zwischen Betreiber und Eigentümer. Dieser müsse bis Mitte März gefunden sein. Gibt es bis dahin keine Einigung, wird die Seniorenresidenz geschlossen. Der Betrieb müsste nach heutigem Stand zum 30. Juni. 2024 eingestellt werden.

Was passiert im Fall der Schließung?

Die AWO betont, dass sie sich auf die Schließung vorbereitet. "Es wird Anschlussmöglichkeiten geben", versichert Baumann. Die AWO Unterfranken stelle Unterstützung für alle Betroffenen sicher. Sowohl für die Belegschaft, als auch für die Bewohner gibt es Möglichkeiten sich beraten zu lassen, wie es im Falle der Schließung weitergeht. 

76 Menschen leben im Parkwohnstift zur Pflege. Diese Personen "könnten in anderen Häusern der AWO in der Region ein neues Zuhause finden", erklärt er. Sie bekämen entsprechende Angebote. Für die 197 Senioren im betreuten Wohnen habe die AWO nicht ausreichend Kapazitäten, um sie in eigenen Einrichtungen unterzubringen. Allerdings kooperiere man hier mit anderen Partnern, um alle Betroffenen künftig unterzubringen. Alle bekämen alternative Wohnangebote unterbreitet. Ebenso unterstützte der Wohlfahrtsverband dabei, die Umzüge zu organisieren.  

Ziel: Möglichst viele Mitarbeiter weiter beschäftigen

"Aktuell werden alle Mitarbeitende weiterbeschäftigt, Gehaltszahlungen sind vorerst sichergestellt", betont die AWO Unterfranken in ihrer Stellungnahme. Im Falle der Schließung werde angestrebt, möglichst viele der 159 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unter dem Dach der AWO weiterzubeschäftigen. 

Der AXA-Konzern mauert und äußert sich auf Nachfrage nicht zur Insolvenz. Ein Sprecher verweist darauf, dass es sich um ein laufendes Verfahren handelt. 

Bad Kissingens Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) und Bad Kissingens Landrat Thomas Bold (CSU) reagieren mit großer Sorge auf das drohende Aus. Die beiden Lokalpolitiker erklären in einem gemeinsamen Statement, dass sie nicht vorab informiert waren und erst über die Presse und überraschend von dem Insolvenzantrag erfahren haben.  "Das Parkwohnstift ist eine bekannte Einrichtung in der Stadt Bad Kissingen mit hoher Relevanz als Unternehmen im Pflegesektor", heißt es in der Stellungnahme. Dass Betreiber und Eigentümer sich nicht auf die Aufteilung der Zukunftsinvestitionen einigen können, bezeichnen sie als "besorgniserregende Entwicklung". "Keiner der Beteiligten kann ein Interesse daran haben, dass der Betrieb eingestellt wird", betonen Bold und Vogel. Sie erwarten, dass beide Seiten mit Hochdruck an einer Lösung arbeiten. 

Über das Parkwohnstift

Geschichte: Das Parkwohnstift wurde 1973 als Hotel Staffelsberg errichtet und 1989 um zwei Nebengebäude erweitert. Die AWO übernahm zum 1. Oktober 1993 das Gebäude und betreibt es seit 1. Januar 1994 als Seniorenresidenz. 2007 wurde die Immobilie an eine Investmentgesellschaft verkauft. Die AWO ist weiterhin Betreiberin, über die Tochtergesellschaft Parkwohnstift gGmbH. 

Menschen: In der Seniorenresidenz Parkwohnstift leben aktuell 197 Menschen im Servicewohnen und 76 in der Pflegestation. Die Einrichtung beschäftigt 159 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

 

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Kommentare
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  • Klaus Fiederling
    Wo kommen dann die Leute unter? Der Awo, so wie hier ein User beschreibt, kann man keine Schuld geben. In Würzburg in der Kantstraße lag im August, wo mein Vater zur Reha war, eine Petition auf, dass die Rehaheime der AWO erhalten bleiben, weis nicht wieviele Unterschriften zusammengekommen sind. Es wird für viel Unsinn Geld ausgegeben, aber für die, die vom Staat wirklich Hilfe brauchen, fehlt es hinten und vorne. Übrigens: Die AWO ist eine Gründung von der SPD, dort haben schon immer Arbeiter/innen ihre Rehas gemacht. Hoffentlich noch recht lange!
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  • Jürgen Niedermeier
    Was mir aufgefallen ist: Das Gebäude war ja Eigentum der AWO. Warum wurde es an einen Fonds verkauft? Das hat irgendwie einen Beigeschmack.....
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  • Ute Fischbull
    Leider steht diesem User die Kommentarfunktion auf mainpost.de nicht zur Verfügung. Deshalb werden wir diesen Kommentar nicht veröffentlichen.
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  • Bernd Kleinschmidt
    Hallo Herr Koch, ich komme - auch bei längerem Nachdenken - nicht drauf, was Ihre Bemerkung "der Kapitalismus den sie sonst so lieben" (in diesem Fall schreibt man Sie übrigens groß) mit der Thematik zu tun hat...Normalerweise werden solche persönlichen, nicht der Sache dienenden Bemerkungen, von der Online-Redaktion der Mainpost gesperrt
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  • Peter Koch
    Sie wettern doch in ihren Kommentaren ständig gegen Gewerkschaften, hohe Lohnkosten usw.
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  • Bernd Kleinschmidt
    ??? Was soll das? Bitte überlegen Sie unbedingt vorher wem Sie antworten!!
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  • Roland Albert
    Dummfug.
    Die AWO ist hier nur Bittsteller. Das Sagen haben die Eigentümer.
    Ich müsste die Zeit mal hochrechnen, was ich für diese Immobilie im Laufe der Zeit aufgewendet habe.
    Immer wenns kritisch wurde, ist der Bunker verkauft worden und der nächste Dumme hat geglaubt, es besser zu machen.
    Dann neue Planer, neue Architekten, neue Fristen.
    Viele Jahre lief das, bis vor zwei Jahren die Brandschutzbehörde ein Veto gesprochen hat. Nun ist auch diese Frist um und bevor es jetzt weitergeht, zieht die AWO aus nachvollziehbaren Gründen die REISSLEINE.
    Als Insider wundert mich, dass das solange dauern durfte.
    Aber die Stadt hat über all die Jahre alle Hühneraugen zugedrückt und geschwiegen.
    Ich wette auf eine Lösung. Das Haus wird wieder verkauft und das Spiel beginnt von vorne.
    Allerdings mit einer vorläufigen Schliessung…
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  • Karin Stratmann
    Warum ist der Sanierungsstau so hoch? Wo stecken die Investitionskosten die die Bewohner zahlen müssen?
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  • Peter Koch
    Kapitalismus läuft hal so, dass Geld verschwindet und anderswo wieder auftaucht. Warum die AWO Unterfranken noch gemeinnützig ist sollte deshalb überdacht werden.
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  • Hiltrud Erhard
    Hier ist die AXA gefordert! Bislang war die Versicherung ja auch daran interessiert Geld zu verdienen. Dafür war das Haus gut!
    Hier muss der Konzern Farbe bekennen!
    Die Versicherten sollten auch Druck ausüben!
    Milliarden Gewinne anserswo und hier nur abkassieren ist besorgniserregend!
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  • Peter Koch
    So, Frau Erhard, funktioniert nun mal der Kapitalismus den sie sonst so lieben.
    Die AXA ist nur dem Wohl ihrer Versicherten und Aktionäre verpflichtet und daran Kritik zu üben wäre eine verachtenswerte linksgrüne Tat.
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