Vor wenigen Tagen wurde in Berlin der Deutsche Award für Nachhaltigkeitsprojekte verliehen. Unter den Preisträgern ist auch die Firma Perú Puro (Sitz Frankfurt). "Wir sind extrem stolz, dass wir als Zwei-Personen-Unternehmen ausgezeichnet wurden, denn schließlich sind wir in Berlin gegen die ganz Großen angetreten", sagt Arno Wielgoss (Bad Kissingen) im Gespräch mit dieser Redaktion.
Der gebürtige Nüdlinger unterstützt seit nahezu 20 Jahren Kakao-Bauern in den peruanischen Anden darin, ökologische Landwirtschaft zu betreiben. 2015 gründeten er und seine frühere Studienkollegin ein Start-up, um das Geschäft mit zertifizierten Fairtrade-Produkten – unter anderem Schokolade und Kaffee - selbst in die Hand zu nehmen und dafür auch angemessene Preise zu erzielen. Bald darauf importierten sie den Kakao nach Deutschland. Diese Auszeichnung beweise wieder einmal, "dass Ökologie und Fairness zusammengehen", sagt der tropische Agrar-Ökologe.
Frauke Fischer nahm in Berlin den Preis entgegen, denn er selbst habe leider nicht dabei sein können, sagt Wielgoss und erzählt schmunzelnd die Geschichte dazu. Denn als der Preis verliehen wurde, war Perú Puro auch für die Green Food-Messe in Hamburg angemeldet. Und dorthin musste er natürlich mit jeder Menge seiner Schokoladen im Gepäck reisen. Möglich wäre der Umweg über Berlin zwar gewesen, "aber da wäre bei der sommerlichen Hitze die Schokolade weggeschmolzen".
Nachhaltigkeit vorbildlich umgesetzt
Verliehen hat den Preis das Deutsche Institut für Service-Qualität, das DUP Unternehmer-Magazin und der Sender ntv. Schirmherrin war Brigitte Zypries, Bundesjustiz- und Bundeswirtschaftsministerin a.D. "Sie hielt unsere Schokolade auch ganz begeistert in die Kamera", freut sich Wielgoss. 268 Unternehmen waren nominiert worden, 54 unter ihnen hatten später die Jury mit ihren Produkten überzeugt. Mit dem Award ausgezeichnet wurden Projekte aus allen Wirtschaftsbereichen, die Nachhaltigkeit vorbildhaft umsetzen.
Perú Puro ergatterte den ersten Platz in der Kategorie Lebensmittel. Reich wird man durch Auszeichnungen freilich nicht, sagt Wielgoss. Das sei für ihn und Fischer auch nicht das Ziel. "Aber man muss immer am Ball bleiben." Seiner Ansicht nach ist das wichtig, weil man dann auch neue Entwicklungen mitbekommt und interessante Kontakte knüpfen kann.
Perú Puro überzeugte die Jury, wie es in Berlin hieß, durch sein "besonders biodiversitätsfreundliches und soziales Konzept". Zusammen mit den Kleinbauern im abgelegenen Urubambatal in Peru habe das kleine Unternehmen gezeigt, dass der Schutz des Regenwalds und eine direkte und faire Entlohnung der Kleinbauern zu einem wirtschaftlich tragfähigen Modell entwickelt werden kann, so die Jury.
Schon mehrere Medaillen abgeräumt
Wielgoss und Fischer wurden für ihre Produkte bereits mehrfach ausgezeichnet. "Naja, zehn bis 15 Preise und Medaillen sind das wahrscheinlich schon", sagt Wielgoss eher zurückhaltend. 2019 und 2021 zum Beispiel räumten die beiden bei den International Chocolate Awards allein vier Silber- und Bronzemedaillen ab.
2021 gewann Perú Puro zum Beispiel dann den Sustainability Heroes Award in der Kategorie "Soziales Engagement und Biodiversität", den die Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS), gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Qualität (DGQ, beide Frankfurt), an Unternehmen vergibt, die nachweislich eine Vorreiterrolle im Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft übernommen haben.
Bei alldem bleiben Wielgoss und Fischer jedoch auf dem Boden der Tatsachen und kümmern sich in erster Linie um die Kakao-Ernte in Peru und die Produktion ihrer Schokoladen. "In Peru wurde die Ernte gerade eingebracht und hier in Deutschland verkaufen wir jetzt noch die Schokoladen und den Kaffee des letzten Ernte-Jahrgangs", vermittelt Wielgoss ein aktuelles Bild der Gegebenheiten.
Im Herbst 2022 wird dann der Kakao aus Peru angeliefert. "Im Winter machen wir daraus neue Schokolade, die Anfang 2023 auf den Markt kommt." Was den Absatz der Kakao-Produkte angeht, hatte auch bei Perú Puro der Ukraine-Krieg leichte Auswirkungen. "Wir haben gemerkt, dass die Leute ihr Geld jetzt erst mal zusammenhalten", sagt Wielgoss. Offenbar halten viele die Produkte aus nachhaltiger Produktion für Luxus, glaubt er. "Dabei sollte es inzwischen selbstverständlich sein, nachhaltig einzukaufen."
Der Kaffee der Firma hat inzwischen, genau wie die Schokolade zuvor, eine neue Verpackung bekommen. Die Schokoladen wurden 2020 erstmals in ein edles Büttenpapier-Etui einer Firma aus Gmund am Tegernsee verpackt und bekamen ein neues Design. Seit 2020 neu im Angebot hat Perú Puro auch Kaffee. Das heißt die Kakaobohnen aus Peru werden in einem Schweinfurter Betrieb frisch geröstet und verpackt. Auch die Kaffee-Pakete haben jetzt Etiketten mit bunten Motiven – alles Tiere aus dem Regenwald.