
Die Trockenheit und der Borkenkäfer machen dem Stadtwald zu schaffen. Großflächig sterben inzwischen Bestände ab, berichtete unlängst David Scheuthle dem Stadtrat. Der Stadtförster sprach sogar von einer "Entwertung großer Holzvorräte". So gebe es ein flächiges Absterben von Buchen. Einzeln und bestandsweise seien etwa 500 Hektar stark geschädigt. Erst kürzlich hatte eine Fällaktion im Kaskadental für Aufsehen gesorgt.
Noch dramatischer sei das Bild bei den Fichten. "In den kommenden zwei bis drei Jahren werden wir alle Fichten verlieren", prophezeite Scheuthle. Durch die dynamische Entwicklung laufe man den Borkenkäfer-Schäden eigentlich nur noch hinterher.
Keine Planwirtschaft möglich
Weil bereits kaputte Bäume nicht mal mehr als Industrieholz zu verwerten seien, versuche man, "vor die Welle zu kommen", um das Nadelholz noch so wertschöpfend wie möglich zu schlagen. "Es wird in den kommenden Jahren keine Planwirtschaft mehr geben", kündigte Scheuthle an.
So werde man dieses Jahr anstelle der geplanten 10.000 Festmeter rund 22.000 Festmeter Holz einschlagen. In den kommenden Jahren müsse man zum Ausgleich bei künftig schrumpfenden Beständen mit deutlichen Rückgängen beim Einschlag und einem Minus bei der städtischen Waldbewirtschaftung rechnen.
Neupflanzugen fallen aus
Inzwischen mache sich der Borkenkäfer wegen der Trockenheit auch an Baumarten breit, denen man eigentlich den Klimawandel zugetraut habe. "Auch Natururverjüngungen und Pflanzungen fallen inzwischen aus", berichtete der Förster von weiteren Folgen der Trockenheit.

"Der Wald wird sich verändern", blickte der Förster voraus. So werde man die Buchenbestände evaluieren, um zu entscheiden, "welche Bäume wir entnehmen und welche wir stehen lassen". Man könne nicht 500 Hektar Buchen abhacken. so Scheuthle. So gelte es zu entscheiden, welche Bestände man der natürlichen Entwicklung überlasse.
Kontrollen für die Sicherheit
Scheuthle zeigte besonders die Herausforderungen im Rahmen der Verkehrssicherungpflicht auf. Der Förster verwies auf die zahlreiche Einrichtungen, wie 30 Kilometer Straße, 200 Verweilorte (von Hütten, Informationstafeln bis hin zu Bänken), sowie 38 Kilometer Promenadenwege und auf den Wildpark Klaushof mit seinen 24 Hektar.
Für die Sicherheit müssten die Bäume rings um diese Infrastruktur zweimal im Jahr auf Standfestigkeit kontrolliert werden, entlang von Straßen sogar in einem 60 Meter breiten Korridor. Die Beseitung von Schäden im Sinne des Gesetzes sei angesichts dieser Fülle aktuell nur schwer möglich. "Das Nadelöhr dabei ist das eigene Personal", mahnte Scheuthle.
Dienstleister könnten die Haftung nicht übernehmen. Deswegen übernehme er die Nachkontrolle. Die selbst Verwaltung verfüge neben ihm als Förster einen Fortstechniker. Riskant sei auch die Waldarbeit. "Totholzfällung bedeutet immer Lebensgefahr", so Scheuthle.
Drei schwere Gewitterstürme
Mit Blick auf die Sicherheit müsse auch den zunehmenden Wetterereignissen Rechnung getragen werden. "Diesen Sommer gab es drei Gewitter mit Stürmen über 70 Stundenkilometer, beschrieb Scheuthle ein Risiko für die Standfestigkeit der Bäume.
Wegen der Risiken brachte Wolfgang Lutz (CSU) die bedarfsweise Sperrung einzelner Verbindungen durch den Forst ins Gespräch. "Der Wald ist gut erschlossen, vielleicht sollten wir nur die nötigsten Wege offen lassen", regte er an.
Großer Andrang auf Promenadenwegen
Den größten Kontrollaufwand investiere man bei den Promenadenwegen, erwiderte Scheuthle. Dieses Angebot sollte nicht reduziert werden, so der Förster, "weil wir einen großen Andrang von Besuchern auf diesen Wegen registrieren". Auch Oberbürgermeister Dirk Vogel sprach sich gegen Einschnitte in diesem Bereich aus. "Das ist phänomenal, was wir hier haben", sagte er mit Blick auf die touristische Qualität.
Im Rahmen der Haushaltsberatungen will der OB nun schauen, ob Scheuthle als alleinigem Forstechniker im Stadtwald ein weiterer Mitarbeiter zur Seite gestellt wird.
Der Natur mehr Raum geben
Als Maßnahmen gegen die Trockenheit im Wald kündigte der Stadtförster die vermehrte Schaffung von Wasserhaltungen sowie die verbesserte Beschattung des Waldbodens durch das Belassen von Totholz an. Als besonders resistent gegen die aktuellen Bedingungen zeichne sich die Traubeneiche ab. "Wir werden wohl der Natur mehr Raum geben, um zu sehen, welche Sorte sich durchsetzt", kündigte er an.
In einer ersten Version des Artikels hatten wir geschrieben, dass der Stadtförster der einzige eigene Mitarbeiter in der städtischen Forstverwaltung ist. Tatsächlich beschäftigt die Stadtverwaltung darüber hinaus einen Forsttechniker. Der Jahreseinschlag wird voraussichtlich nicht bei 27.000 Festmetern, sondern bei 22.000 Festmetern liegen.