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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Im Kaskadental fallen 500 Bäume
Fichten- und Eschenbestände verschwinden, ebenso wie prägende Erlen und Linden. Die Förster müssen handeln, sonst droht die Sperrung des beliebten Areals.
Revierleiterin Johanna Fikar an einem Lindenstumpf: Innen ist der Stamm morsch und nicht stabil.       -  Revierleiterin Johanna Fikar an einem Lindenstumpf: Innen ist der Stamm morsch und nicht stabil.
Foto: Benedikt Borst | Revierleiterin Johanna Fikar an einem Lindenstumpf: Innen ist der Stamm morsch und nicht stabil.
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 26.11.2024 12:35 Uhr

Innen hohle Stämme, kranke und alte, morsche und brüchige Bäume sowie Bäume, denen die extreme Trockenheit, der Borkenkäfer oder Pilze zugesetzt haben: Im Kaskadental laufen aktuell massive Fällarbeiten von der Stadt Bad Kissingen sowie den Bayerischen Staatsforsten, die das Gesicht des Tals in den kommenden drei Wochen deutlich verändern werden.

Natur im Wandel

„Das Tal wird seinen Charme wandeln. Die Natur ist im Wandel, wir können den bisherigen Charme nicht einfrieren“, sagt Stadtförster David Scheuthle. Johanna Fikar, Revierleiterin bei den Staatsforsten, betont: „Wenn wir das Tal nicht sperren, sondern weiterhin zugänglich lassen wollen, müssen wir die Arbeiten machen.“

Alles andere wäre für die Spaziergänger auf den Promenadenwegen und den Verkehr auf der Staatsstraße 2792 zu gefährlich. Fikar zeigt eine gefällte Linde. Ein alter Baum, der sich am Ende seiner Lebenszeit befindet. Der Stamm hat innen bereits begonnen, sich zu zersetzen. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er umkippt“, sagt sie. Möglicherweise trifft er dann die in der Nähe stehende Ruhebank. Solche Beispiele, also Bäume, die nicht mehr gerettet werden können, haben die Förster hundertfach.

Stadtförster David Scheuthle zeigt einen Riss, das sich mehr als einen Meter durch den Stamm zieht. Der Baum droht auf die Staatsstraße zu stützen.       -  Stadtförster David Scheuthle zeigt einen Riss, das sich mehr als einen Meter durch den Stamm zieht. Der Baum droht auf die Staatsstraße zu stützen.
Foto: Benedikt Borst | Stadtförster David Scheuthle zeigt einen Riss, das sich mehr als einen Meter durch den Stamm zieht. Der Baum droht auf die Staatsstraße zu stützen.

Tal ist Teil des UNESCO-Welterbes

Es geht um zehn bis zwölf Hektar Wald entlang des Kaskadentals zwischen Altenburger Haus und Wildpark Klaushof. Mehr als 500 Bäume müssen in dem Gebiet gefällt werden. „Was wir machen, ist eine reine Verkehrssicherungsmaßnahme“, hebt Scheuthle hervor. Das Kaskadental ist bei Spaziergängern beliebt. Es ist Teil des Hochrhöner-Wanderwegs und gehört als Element zur Welterbestätte in Bad Kissingen . „Es ist ein stark frequentierter Waldbereich, bei dem der Fokus auf der Naherholung liegt. Wir haben deshalb eine erhöhte Verkehrssicherungspflicht“, erklärt er.

Michael Kutscher, Leiter zuständigen Staatsforstbetriebes in Bad Brückenau, unterstreicht, dass es bei den Fällarbeiten nicht darum geht, aus Profitgründen Holz zu schlagen und zu Geld zu machen. Im Gegenteil: „Wir haben keine Einnahmen. Das Projekt wird Stadt uns Staat insgesamt einen hohen fünfstelligen bis sogar sechsstelligen Betrag kosten“, sagt Kutscher. Der Wald im Kaskadental ist zwar nicht Teil des Biosphärenreservats, aber dennoch aus der wirtschaftlichen Nutzung herausgenommen. 90 Prozent der geschlagenen Bäume bleiben als Totholz liegen, um sie im ökologischen Kreislaufs zu belassen.

Das Groß der gefällten Bäume bleibt im Kaskadental und wird von den Wegen geräumt. Aus dem Wald geschafft wird vom Borkenkäfer befallenes Holz.       -  Das Groß der gefällten Bäume bleibt im Kaskadental und wird von den Wegen geräumt. Aus dem Wald geschafft wird vom Borkenkäfer befallenes Holz.
Foto: Benedikt Borst | Das Groß der gefällten Bäume bleibt im Kaskadental und wird von den Wegen geräumt. Aus dem Wald geschafft wird vom Borkenkäfer befallenes Holz.

Vollsperrung der Staatsstraße

Wegen der Fällarbeiten ist das Kaskadental diese und die kommenden beiden Wochen komplett für Besucher gesperrt. „Wir bitten eindringlichst, dass die Menschen sich an die Sperrungen halten, auch am Wochenende. Es ist gefährlich“, appelliert Kutscher. In der kommenden Woche (16. bis 20. Oktober) ist zudem eine Vollsperrung der Staatsstraße in dem Bereich nötig. In dem Zeitraum werden die Fällarbeiten entlang der Straße erledigt.

„Es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir Bäume entnehmen müssen. Das wird zur Regelmäßigkeit“, sagt Revierförsterin Fikar. In den nächsten Jahren werden ähnliche Aktionen immer wieder nötig. Aber es seien bereits jüngere Baumgenerationen vorhanden. Bis die allerdings in der Lage sind, die jetzt entstehenden Löcher zu schließen, werden Jahrzehnte vergehen.

Warum ist der Eingriff im Kaskadental so massiv?

Wie der Stadtförster erläutert, kommen mehrere Gründe zusammen.

1. Das Alter der Bäume:

Das Kaskadental wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt, auch beim Baumbestand haben die damaligen Herrscher eingreifen lassen. „Das ganze Kaskadental ist künstlich angelegt. Die Bäume sind alt“, sagt Fikar. Vor allem die Linden und die das Tal prägenden Erlenbestände erreichen ihr Lebensende. Oft brauche es nicht einmal mehr einen Sturm oder Niederschlag, dass die Stämme die schweren Kronen nicht mehr halten können. „Aus Verkehrssicherungspflicht sind das tickende Zeitbomben“, sagt Scheuthle.

2. Eschentriebsterben:

Die im Kaskadental stehenden Eschen leiden an Eschentriebsterben, einer Pilzinfektion , die die Bäume tötet. Der Befall ist immens. „Bei uns bleibt keine Esche mehr stehen“, bedauert Scheuthle.

Die Krone einer vom Eschentriebsterben befallenen Esche. Für den Baum ist jede Rettung zu spät.       -  Die Krone einer vom Eschentriebsterben befallenen Esche. Für den Baum ist jede Rettung zu spät.
Foto: Benedikt Borst | Die Krone einer vom Eschentriebsterben befallenen Esche. Für den Baum ist jede Rettung zu spät.

3. Borkenkäfer:

Auch der Borkenkäfer verrichtet sein Werk: Die Fichten im Kaskadental leiden wie überall im Stadtwald unter dem Schädling. Es müssen ganze Bestände gefällt werden. Für den Besucher wird das später am deutlichsten zu sehen sein. „Wir müssen eine Sichtachse vom Kaskadental zur Staatsstraße schneiden“, sagt Scheuthle. Das Tal ist dann an manchen Stellen nicht mehr idyllisch abgelegen, sondern die Straße wird bemerkbar sein.

4. Klimawandel:

Die Trockenheit der vergangenen Jahre macht den Buchen zu schaffen. Bäume mit starken Hitzeschäden werden gefällt. Der Stadtförster macht auf einen Sonderaufwand aufmerksam: „Besonders eindrucksvolle Buchen werden wir in der Krone einkürzen, um sie standsicherer zu machen“, sagt er. Diese Bäume können so noch zehn bis 20 Jahre länger erhalten bleiben. Solche Rettungsmaßnahmen sind im Forst wegen der Kosten unüblich, aufgrund der Beliebtheit des Kaskadentals, wird es bei einzelnen Bäumen eingesetzt.

Geschädigte, aber eindrucksvolle Buchen wie diese sollen noch eine Weile erhalten werden.       -  Geschädigte, aber eindrucksvolle Buchen wie diese sollen noch eine Weile erhalten werden.
Foto: Benedikt Borst | Geschädigte, aber eindrucksvolle Buchen wie diese sollen noch eine Weile erhalten werden.

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