Bei einem skurrilen Redaktionsbesuch kurz vor Weihnachten 2014, zu dem Stafl mit einem Schal verschleiert erschien – „Ich wollte Ihnen zeigen, wie es ist, wenn wir künftig mehr Rücksicht auf religiöse Befindlichkeiten nehmen müssen“, erklärte sie –, verteidigten die beiden Unternehmer aus dem Landkreis Main-Spessart die Bewegung. Fremdenfeindlich sei Pegida nicht, behaupteten sie. „Die meisten, die dabei sind, sind rechtschaffene Bürger, Ältere und Jüngere aus der Mittelschicht.“
Sie sollten sich irren. Im Januar trat der bekannte Islamhasser und Rechtspopulist Karl-Michael Merkle, alias Michael Mannheimer, bei Wügida auf. Seine Rede in Würzburg rief die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Anfang 2015 häuften sich dann Meldungen über rechtsextreme Teilnehmer bei Wügida: Mitglieder der NPD und des verbotenen Freien Netz Süd, Anhänger der rechtsextremen Parteien „Die Rechte“ und „Der III. Weg“ sowie Hooligans gingen in Würzburg auf die Straße. Auf der anderen Seite der Absperrgitter machte die Antifa mobil – eine explosive Mischung, die auch die Polizei forderte. Bis auf kleinere Zwischenfälle blieben die Kundgebungen aber weitgehend friedlich.
AfD-Bezirkschef Walter distanzierte sich im Februar von Wügida. „Heute sehe ich die Bewegung kritischer“, sagte er damals. „Das wird sich wie eine Schlange häuten.“ Doch offensichtlich sahen das nicht alle in der unterfränkischen AfD so: Rainer Eich, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbands Main-Spessart/Miltenberg, stand noch monatelang – auch als Ordner – bei Wügida in der ersten Reihe.
Unterdessen hatte sich längst ein blonder Student an die Spitze der Würzburger Pegida-Bewegung gestellt. Der aus Thüringen stammende Simon Kaupert mit Wohnsitz in Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) gerierte sich Montag für Montag als intellektueller Kämpfer für Meinungsfreiheit und Demokratie. Doch immer wieder brach sich in seinen Reden plumpe Hetze Bahn: gegen Asylbewerber, die bei Kaupert allesamt zu Sozialschmarotzern werden, und gegen Politiker, die in seinen Augen „Verbrecher“ sind und die er gern „kaviarschmatzende Elite“ nennt.