Latoschik: In dem Moment, in dem eine Authentifizierung des Nutzers erfolgt, also eine eindeutige Ausweisbarkeit im Internet – vergleichbar mit dem Personalausweis in unserer realen Welt – haben Bots sehr viel geringere Chancen. Wenn der Betreiber einer Plattform beispielsweise nur Nutzer zulässt, die sich mit dem Verfahren XY identifiziert haben, ist das ein Schritt nach vorne. Doch theoretisch hätte auch der Betreiber selbst die Möglichkeit, sich über die eigenen Regeln hinwegzusetzen.
Werden Meinungsroboter eingesetzt, um Falschmeldungen im Netz zu verbreiten?
Latoschik: Natürlich. Stellen Sie sich vor, die Tagesschau meldet, Merkel habe Putin geohrfeigt. Dann entlarven Sie die Lüge nur, wenn andere die Nachricht negieren. Parteien, Firmen und Pressestellen schauen argwöhnisch auf alle Meldungen, die über Zeitung, Radio, Fernsehen und Nachrichtenagentur verbreitet werden. Daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Falschmeldungen entdeckt werden. Im Internet dagegen macht sich niemand die Mühe, Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Sie können schließlich nicht alle Seiten aller sozialen Medien weltweit mitlesen. Dort werden Meinungen und keine Nachrichten verbreitet, oberflächlich und anonym.