Alle vier Wochen pendelt Serdar in die bayerische Landeshauptstadt. Aber dort leben, das möchte er nicht. Seine Heimat ist Izmir, die Vier-Millionen-Stadt an der türkischen Westküste, zwischen der ägäischen Bucht und dem bergigen Hinterland. Wo man in den bunten Kemeralti Bazar eintauchen und in einer knappen Autobahnstunde an den karibisch-weißen Sandstränden von Çesme liegen kann. Wo alte Kunstschätze und westliche Moderne aufeinandertreffen. Wo man bis in den Morgen Party feiern und mit Meerblick frühstücken kann.
Izmir gilt als die liberalste und westlichste Stadt der Türkei, aber die Rollenverteilung ist auch hier klar: Im Restaurant bedient der Mann, in der Küche schafft die Frau. Und draußen wehen die roten Fahnen mit dem türkischen Halbmond, um an die Gründung der Republik am 29. Oktober 1923 zu erinnern, mit der eigentlich auch die Gleichstellung der Frau festgelegt wurde.