
Jöhren: Wer nicht gerade phobisch ist, aber Angst beim Zahnarzt hat, sollte das in der Praxis offen ansprechen. Man kann vereinbaren, dass die Behandlung – wenn möglich – unterbrochen wird; der Arzt muss sicherstellen, dass es auch eintritt, wenn er sagt: Es tut nur kurz weh oder: Es gibt nur einen kleinen Piekser bei der Spritze. Er muss wissen, wovor sich der Patient genau fürchtet. Wir haben einen Standard-Fragebogen entwickelt, in dem der Patient dazu genaue Angaben machen kann, bevor die Behandlung beginnt. Dann hat der Arzt eine gute Vorstellung und kann entsprechende Vorbereitungen treffen.
Die meisten Praxen bemühen sich ja inzwischen um eine Art Wohlfühl-Atmosphäre. Dient das der Angst-Prävention?
Jöhren: Man kann da des Guten zu viel tun. Marmor und Leder wirken zwar gediegen, können Patienten aber auch befremden und abstoßen. Eine Praxis sollte sich auf den Querschnitt der Bevölkerung einstellen, also auch auf die, die nicht mit Luxus in Kontakt kommen. Oft findet man auch Bilder und Poster, die den Zahn und die Behandlung thematisieren. Das hat in der Praxis nichts zu suchen, denn es kann irritierend wirken. Auch entsprechende Videos auf dem Flachbildfernseher im Wartezimmer sind nicht sinnvoll. Auch darf man den Patienten nicht lange allein auf dem Behandlungsstuhl warten lassen, denn das dient dem Angstabbau nicht.