
Hans-Peter Jöhren: Man muss zunächst auf klare Begriffe achten, denn hier kommt es immer wieder zu Verwirrung. An unserer Klinik beschäftigen wir uns mit den Menschen, die aus Angst bewusst nicht zum Zahnarzt gehen. Sie leiden unter Zahnbehandlungsphobie. Dazu haben wir 2006 in Bochum eine Straßenumfrage gemacht. Sie ergab: Bis zu zehn Prozent der Befragten vermeiden den Zahnarztbesuch generell. Studien gehen von drei bis vier Prozent Zahnbehandlungsphobikern aus. Das heißt hochgerechnet auf die deutsche Bevölkerung: Mehr als drei Millionen Menschen gehen grundsätzlich nicht zum Zahnarzt. Eine beträchtliche Zahl. Die weniger krankhafte Form ist die Zahnbehandlungsangst. Sie betrifft rund 70 Prozent der Bevölkerung. Sie gehen zwar regelmäßig zur Behandlung, aber mit einem mehr oder weniger großen Angstgefühl. Nur 20 Prozent suchen einen Arzt angstfrei auf.
Das ist doch ein verblüffend niedriger Wert.
Jöhren: Genau. Die Angst vor der Zahnbehandlung ist heute noch das größte Hindernis für das Erreichen einer optimalen Zahngesundheit in der Bevölkerung.
Ist die Angst vor dem Schmerz der Grund für die Verweigerung?