Schröder interessierte laut Weimer, welcher Fotograf fotografiert und aus welchem Blickwinkel. Schröder sei es auch immer wichtig gewesen, dass Beistelltische auf Fotos möglichst klein sind – um selbst größer zu wirken. Und dann hatte sein Protokoll noch zwei Bitten: Stoiber sollte fünf Minuten vor Schröder zum Interview erscheinen – „der Kanzler wartet nicht auf seinen Herausforderer“, hieß es. Stoiber habe das ebenso akzeptiert, wie die Redaktion die zweite Bitte Schröders: einen roten Teppich vor dem Berliner Verlagsgebäude.
Während Stoiber über den roten Teppich und die Kamerateams, die dieser angezogen hatte, irritiert war und ins Gebäude huschte, machte sich Schröder laut Weimer beides zunutze: Der Kanzler sei winkend auf die Kameras zugegangen, habe den TV-Journalisten noch einige kurze Interviews gegeben, sich sogar ein Kind auf den Arm geben lassen – und verschwand dann im Verlagsgebäude. „Schröder hatte ein Ziel“, so Weimer. „Ein paar Sekunden in der Tagesschau als strahlender Wahlkämpfer.“ Aber auch andere Politiker wissen um die Macht der Bilder. So ließ sich Kanzlerin Angela Merkel etwa im feuerwehrroten Anorak vor einem schmelzenden Eisberg in Norwegen ablichten – die Geburt der „Klimakanzlerin“.