Wer hat in Deutschland eigentlich die politische Macht? Laut Grundgesetz: der Bundestag. Laut einer Umfrage unter Bundestagsabgeordneten: die Medien. Mit dieser Feststellung unterstrich Wolfram Weimer im Vogel Convention Center in Würzburg vor knapp 1000 Zuhörern den Einfluss, den Journalisten heutzutage auf politische Entscheidungsträger haben. Eingeladen hatte die Sparkasse Mainfranken unter der Überschrift „Die Macht der Medien“ – gerade in einer Zeit, in der der Ausdruck „Lügenpresse“ Hochkonjunktur hat, ein spannendes und spannungsgeladenes Thema. Redner Weimer, selbst Journalist, Verleger und ehemaliger Chefredakteur mehrerer großer Zeitungen und Magazine, machte aus dem ernsten Motto einen eher launigen Abend.
Unterhaltsame Anekdoten aus dem großen Polit-Zirkus hat der 50-jährige Weimer dafür genug auf Lager. So habe ihn eines Morgens ein Telefonanruf des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder aus der Dusche geholt. Weimer hatte gerade das Politmagazin „Cicero“ gegründet. Schröder schlug ein Treffen vor: „Es war dem Bundeskanzler so wichtig, dass ein neues politisches Medium entsteht, dass er von sich aus den Kontakt gesucht hat“, erklärt Weimer.