Als er in die Redaktion der Main-Post in der Schönthalstraße kommt, schaut er sich kurz um. Doch es sind nicht die Äußerlichkeiten, die ihn interessieren. Als Themen, Vorgehensweise und Rechercheschritte besprochen werden, wird der 31-Jährige hellhörig. „Dass man hier die Politiker befragen, nachforschen und frei schreiben kann – das ist etwas Besonderes“, sagt er. In Syrien sei das schon vor Beginn des Bürgerkriegs unmöglich gewesen.
„Wir hatten Frieden, aber keine Freiheit“ – ein Zustand, den Ismail nun wieder lebt. Seit einem knappen Monat wohnt er im Zellerauer Zelt. „Es geht uns gut dort“, sagt er. Er habe ein Bett, zu essen und zu trinken, es gebe keine Waffen, keinen Krieg. Und doch habe er Angst. Um seine Mutter und seine Schwestern in Syrien und vor seiner eigenen Zukunft. Das sind auch die Gründe, warum er weder seinen Namen nennen, noch sein Gesicht zeigen will. Ismail erlebt jetzt ein freies Land, doch frei ist er noch längst nicht.