Es ist ein sonniger Tag. In den Glasfronten der Einkaufsläden spiegelt sich der blaue Himmel, Passanten sind unterwegs, bummeln, quatschen und lachen. Mittendrin steht ein Mann in gestreiftem Pullover und heller Hose, sein Gesicht zieren schwarze Bartstoppeln und eine schmale Brille. Schweigend blickt er in die Schönbornstraße, lässt Straßenbahnen, Fahrradfahrer und Gespräche an sich vorbeiziehen. „Wenn man im Frieden lebt, muss man es genießen“, sagt der 31-Jährige dann. Man kennt diese Worte, hat sie oft gehört. Doch wenn man Ismail in die dunklen Augen blickt, seine zitternden Lippen sieht, weiß man, dass sie mehr sind als eine Floskel.
Ismail, der eigentlich anders heißt, kommt aus Latakia, einer Hafenstadt in Syrien. „Es ging uns gut“, sagt er über seine Jugend. Mit vier Schwestern und der Mutter habe er in einem Haus gelebt, alle hätten zur Schule gehen können. In Damaskus habe er Journalismus studiert, erzählt er beim Spaziergang durch die Innenstadt. Doch schnell habe er die Grenzen der Freiheit gespürt. „Schreibe über Sport, nicht über Politik“, habe man zu ihm gesagt, Meinungsfreiheit habe es nicht gegeben.