
Die Hauptstraße in Zell gibt heutzutage ein eher trauriges Bild ab. Dabei könnte sie eine wahre Prachtstraße sein, die sie nämlich im 18. und 19. Jahrhundert einmal war. Doch inzwischen sind viele Häuser, die einst prächtige und prunkvolle Palais waren, in einem bedauernswerten Zustand. An die glorreiche Vergangenheit erinnert heute nicht mehr viel.
„Schuld“ an der einstigen architektonischen Pracht Zells waren in erster Linie die vier Weinhändlerfamilien Wiesen, Fasel, Bauer und Fleischmann. Denn damals wurde von der Gemeinde am Main aus der Frankfurter Weinhandel beherrscht – mit lauteren und manchmal auch weniger erlaubten Mitteln.
Die Ausgangslage: Ende des 17. Jahrhunderts waren die Weinbaugebiete der Rheinpfalz und Rheinhessens durch kriegerische Auseinandersetzungen (Pfälzer Erbfolgekrieg) verwüstet. Daraus ergaben sich neue Vermarktungschancen für die Main- und die Tauberregion, deren Weinhändler auch sogleich in die Bresche sprangen. Auch in Zell erkannte man die neuen Möglichkeiten, die sich daraus ergaben. Das brachte den angenehmen „Nebeneffekt“ mit sich, dass die Weinhändler viel Geld verdienten. Für ihre Kundschaft brauchten die Weinhändler dann aber auch sowohl Lagerräume als auch repräsentative Geschäftsräume. Also bauten sie in Zell entsprechende Häuser neu oder ließen bereits bestehende umbauen.