Wackernagel: Ende der 40er Jahre war Deutschland noch grau und zerstört vom Krieg. Aenne Burda wollte den Frauen Farbe, Schönheit und Sinnlichkeit zurückgeben, und dabei spielte bezahlbare Kleidung eine Rolle. Sie lieferte die Schnitte, um sich aus Stoffen selber etwas Tolles zu nähen. Sie hat damit viel verändert und den Frauen etwas gegeben, sonst wäre ihre Zeitschrift wohl kaum so berühmt geworden.
In Zeiten von Billigketten ist Mode inzwischen zum Wegwerfprodukt geworden. Kaufen Sie in solchen Läden ein?
Wackernagel: Ich bin zwar kein Markenfetischist, weil ich schlichtweg zu geizig bin, hunderte von Euro für eine Jacke oder eine Hose eines berühmten Designers auszugeben. Ich bin aber auch gar kein Fan der Billigmode-Ketten, weil ich die Massenproduktion ablehne. Natürlich ist es schön, dass alle Menschen möglichst gleichberechtigt einkaufen können. Aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass diese Massenware unter fragwürdigen Bedingungen hergestellt wird, unter Ausbeutung von Mensch und Natur. Deshalb kaufe ich bei solchen Ketten höchstens mal Socken.
Aenne Burda hat ihre Karriere als Verlegerin in einer Zeit begonnen, in der Frauen für vieles noch die Erlaubnis ihres Mannes brauchten.