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WÜRZBURG
Gewalt gegen Juden: „Wer heute lebt, hat keine Schuld“
Das Foto zeigt die Kaiserstraße in Würzburg im Jahr 1907. Farbig markiert ist das Haus Kaiserstraße Nr. 29. Hier, im Rückgebäude, hatten die jüdischen Würzburger Bruno Stern und Gerson Haas ihre Anwaltskanzlei. Stern flüchtete 1938 mit seiner Familie vor den Nazis in die USA. Haas starb 1940 in Würzburg
Foto: Johanna-Stahl-Zentrum | Das Foto zeigt die Kaiserstraße in Würzburg im Jahr 1907. Farbig markiert ist das Haus Kaiserstraße Nr. 29. Hier, im Rückgebäude, hatten die jüdischen Würzburger Bruno Stern und Gerson Haas ihre Anwaltskanzlei.
Wolfgang Jung
Wolfgang Jung
 |  aktualisiert: 16.12.2020 11:11 Uhr

Bruno Stern ist erfolgreich im Beruf und engagiert sich fürs Gemeinwohl. Er ist ein Würzburger und ein Deutscher durch und durch. Für sein Vaterland bringt er zwischen 1914 und 1918 die Söhne anderer Vaterländer um, verdient sich ein Eisernes Kreuz 1. Klasse und eines 2. Klasse. Aber als er in die Burschenschaft „Germania zu Würzburg“ eintreten will, weist die ihm die Tür.

Bruno Stern gehört nicht dazu. Bruno Stern ist ein Jude.

In den vergangen Tagen war sein Enkel John Stern in der Stadt, gekommen aus Louisville in Kentucky, um zu erleben, wie die Würzburger mit der Erinnerung an seinen Großvater umgehen. Es ging um Integration, Schuld und Versöhnung und um eine 900 Jahre lange Geschichte.

Der erste Hinweis jüdische Würzburger ist ein Bericht über ihre Ermordung

1095 ziehen christliche Kreuzritter gen Jerusalem. Unterwegs massakrieren sie, unterstützt von Einheimischen, Juden: 800 in Worms, 1000 in Mainz, ein Massaker hier, ein Gemetzel dort. 1096 kommen sie in Würzburg an. Weil kein Zeitgenosse ein Pogrom notiert hat, gehen die Historiker davon aus, dass zu jener Zeit keine Juden in Würzburg lebten.

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