Von „O Tannenbaum“ existieren auch Texte in anderen Sprachen. Mit seiner Zurückhaltung, was religiöse Aussagen anbelangt, ist dieses Lied zudem typisch für seine Zeit, ebenso wie „Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“ (1841). Im Zuge der Säkularisation stand offenbar nicht mehr die christliche Botschaft des Festes im Vordergrund. „Eine gewisse Verflachung im Verständnis des Baumes ist bei diesen Liedern nicht zu übersehen. Er ist zu dieser Zeit weihnachtlicher Raumschmuck ebenso wie Zentrum der familiären Feier, dem sich die Aufmerksamkeit aller zuwendet“, sagt Guido Fuchs vom Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg.
Aber woher kommt denn nun der Brauch des Weihnachtsbaums? „So einfach lässt sich das gar nicht sagen“, erklärt Fuchs. Ein Stahlstich zeigt Reformator Martin Luther an Heiligabend 1536 in Wittenberg im Kreis seiner Familie. Auf dem Tisch steht ein geschmückter Baum. Ist der Reformator etwa der Vater des Weihnachtsbaumes? „Nein“, stellt Fuchs klar, „da es zu dieser Zeit noch keinen Christbaum gab. Selbst als der Stich Mitte des 19. Jahrhunderts angefertigt wurde, stand noch nicht in jedem Haushalt ein Baum.