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BEHINDERTEN-SPORT:
Franziska Liebhardt: Der Tod ist ihr Begleiter
Franziska Liebhardt: Die Würzburger Behindertensportlerin hat sich mit dem Gewinn der Goldmedaille im Kugelstoßen bei den Paralympics in Rio einen Traum erfüllt. Jetzt widmet sie sich Freunden und Familie – und will auf ihre Krankheit aufmerksam machen.
Rio 2016 Paralympics       -  Die Stunde des Triumphs: Franziska Liebhardt stößt in Rio die Kugel auf die Weltrekordweite von 13,96 Metern und holt paralympisches Gold.
Foto: Kay Nietfeld, dpa | Die Stunde des Triumphs: Franziska Liebhardt stößt in Rio die Kugel auf die Weltrekordweite von 13,96 Metern und holt paralympisches Gold.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 16.12.2020 10:58 Uhr

Auch Grenzen austesten, aber persönlich“ – funktioniert diese Frau denn ohne Ehrgeiz? „Nicht ohne Ehrgeiz, aber ohne Wettkampf. Das ist für mich vorbei. Wer bei den Paralympics Gold gewonnen hat, kann das nicht toppen. Weniger will ich nicht haben. Lieber speichere ich das ab und genieße die Erinnerung.“

Dass ein schwer kranker Mensch mit viel Zeit und ohne das eine große Ziel, dem er alles unterzuordnen bereit ist, sich zwangsläufig intensiver seiner Lebenssituation stellt, das ist Franziska Liebhardt bewusst. Zeitmanagement wird ihre nächste Aufgabe sein. Am leichtesten würde sie es sich machen, ihrem Sport treu zu bleiben – als Trainerin. Doch sie schüttelt energisch den Kopf: „Wenn man als Aktiver aufhört, ist man nicht automatisch ein guter Trainer. Ich bin aufgrund meines Naturells völlig ungeeignet, ich bin ja schon mit mir selber super ungeduldig.“

Berufliche Ziele

Stattdessen will sich die alleine lebende Ex-Athletin Familie und Freunden widmen. Und: „Rotwein trinken, Essen oder einkaufen gehen können, ohne dem Dopingkontrolleur zu sagen, wo ich bin. Undiszipliniert sein, ohne dass es jemanden stört.“ Berufliche Ziele sollen an Stelle der sportlichen treten, seit die gelernte Kinder-Physiotherapeutin in ihrem Job nicht mehr richtig arbeiten kann, weil die Gehirnschädigung motorische Einschränkungen mit sich bringt. Auf der Agenda stehen Motivationsseminare für Firmen oder ein ausgedehntes Engagement im Verein Sportler für Organspende: „Meine Geschichte hat viele Facetten, deswegen gibt es auch viele Anfragen. Man muss genau auswählen. Ich will nicht nur Botschafter machen, damit ich auf einem Papier stehe. Am wichtigsten ist mir das Thema Organspende.“

Privat steht bei Franziska Liebhardt etwas anderes ganz oben: die Lebensqualität, die sie sich auch nicht von unzähligen Tabletten vermiesen lässt. Sie will reisen, Eindrücke aufsaugen, positiv denken. „Mir geht's ganz gut. Ich versuche mir nicht so viele Gedanken zu machen, was morgen ist. Ich denke nicht täglich, ,oh shit', hoffentlich lebe ich nächste Woche noch.

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