
Da sitzt diese zierliche Frau in einer Diskussionsrunde mit Schülern des Schweinfurter Bayernkollegs, referiert, diskutiert – und sagt diese Sätze mit einer solchen Lebensfreude, dass ihre Augen leuchten unter dem dunkelblonden, strähnigen Seitenscheitel. Augen, die voller Entsetzen waren, als 2005 die Diagnose kam: Kollagenose – eine heimtückische Erkrankung, die gesunde Zellen in nutzloses Bindegewebe umwandelt. Die Ärzte gaben ihr maximal zehn Jahre – das ist knapp zwölf Jahre her. Eine fremde Lunge funktioniert gewöhnlich fünf Jahre – die Transplantation war vor fast acht Jahren. Franziska Liebhardt weiß, dass sie sich in der Verlängerung ihres ganz persönlichen Endspiels befindet. Aber sie lebt und hat sich ihren sportlichen Traum erfüllt, als sie längst tot hätte sein können.
Weltrekord beim ersten Versuch
Stattdessen fühlte sich Liebhardt wohl selten in ihrem jungen Leben so lebendig wie am 13. September 2016. Der Wettbewerb in der Klasse F37 in Rio de Janeiro hat gerade erst begonnen, da haut sie gleich im ersten Versuch die Kugel auf 13,96 Meter raus – Weltrekord. Und letztlich, trotz einer deutlich schwächeren Folgeserie, auch Gold. Da konnte sich die chinesische Dauer-Rivalin Na Mi (13,73) abstrampeln wie sie wollte, es reichte nicht, um die für den TSV Bayer 04 Leverkusen startende Würzburgerin zu überflügeln.