
Derzeit stehen die Motoren komplett still: Die private Regensburger Seenotrettungs-Organisation „Sea-Eye“ hat ihren Einsatz vor der Küste Afrikas unterbrochen, unter Hinweis auf Drohungen durch die libysche Regierung. Es soll bereits Warnschüsse gegeben haben. Ende April sind die beiden Wipfelder Luisa Englert und Bernd Schneider noch an Bord des gleichnamigen Rettungsschiffs gewesen, ehrenamtlich, auf eigene Kosten (wir berichteten). Nun sitzen die Helfer auf der Veranda ihres Hauses in Wipfeld, zeigen Bilder und berichten von drastischen Eindrücken auf schwankender See, die sie so schnell nicht vergessen werden.
In der Regel verwischt das Mittelmeer alle Spuren. Bei ihrem Einsatz gab das nasse Massengrab vor der libyschen Küste den Blick auf einen Toten frei. Bleich und aufgedunsen trieb die Wasserleiche eines namenlosen Afrikaners an der „Sea-Eye“ vorbei. Woher kam er, wer vermisst ihn in seiner Heimat? Niemand wird es je erfahren. Der zur grotesken Masse gequollene Körper lag schon einige Tage im Salzwasser. Gehörte wohl nicht zu den traurigen Überresten eines Boots, das die Besatzung kurz zuvor, nach einer Alarmierung, entdeckt hatte, durchgekentert und ohne jede Spur von Überlebenden.