Ich kann auch selbst ein Foto machen“, bietet Volker Tesar an, als die Sprache auf ein Treffen kommt, bei dem ihn eine Fotografin ablichten soll. Ein Selfie? Von einem Mann ohne Augenlicht? Tesar, ehrenamtlich beim Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) Bezirksgruppenleiter, hat Theologie studiert, ist Diplom-Sozialpädagoge und verdient seine Brötchen als Dozent für EDV-Training deutschlandweit bei blinden und sehbehinderten Menschen. Er ist blind, und er schreibt Bücher. Seine Lyrik hat er als „Sternenfunken“ im vergangenen Jahr veröffentlicht, ein Jahr zuvor bereits brachte er die „Lebensfunken“ heraus.
Manchmal hält er Vorträge in der Fachhochschule über das Blindsein und die Möglichkeiten Blinder, an der Gesellschaft teilzuhaben, und setzt sich auf diesem Weg mit seinem Schicksal auseinander – wie vor wenigen Tagen. Und dann lässt er sich doch darauf ein, sich von einer Zeitungsfotografin ablichten zu lassen: Der 56-Jährige läuft zum Beispiel – weil die Fotografin ihn darum bittet – problemlos durch eine kleine Ansammlung von Studentinnen, die am Boden sitzen.