Doch ausgerechnet einer der Morde, die inzwischen dem NSU-Trio zugerechnet werden, erschütterte den zuvor felsenfesten Ruf des Beweismittels: Als am 25. April 2007 in Heilbronn die Polizistin Michele Kiesewetter erschossen wurde, fanden Ermittler eine seltsame DNA-Spur. Sie stammte vom „Phantom von Heilbronn“ – einer Täterin von offenbar dämonischer Vielseitigkeit. Das Gen-Material stimmte mit DNA-Funden an 40 Tatorten überein, die nichts miteinander zu tun hatten: an einer Tasse nach der Tötung einer 62-Jährigen in Idar-Oberstein, an einer Heroin-Spritze in einem Wald in Gerolstein, an einer Getränkedose nach dem Einbruch in einer Saarbrücker Schule und an einem Auto, mit dem drei getötete Georgier in Heppenheim transportiert wurden.
Zwei Jahre suchte die Polizei, ehe sich herausstellte: Die DNA stammte von keinem Täter, sondern war auf unsauber verpackten Wattestäbchen. Die legten falsche Spuren, statt Beweise zu sichern. Die DNA stammte von einer Mitarbeiterin des Verpackungsbetriebs im oberfränkischen Tettau-Langenau. Und wenn man dem „Spiegel“ glauben darf, war dies kein Einzelfall.