Messner: Nicht allzu viel. Da oben ist es kalt. Es gibt wenig Platz zum Stehen oder Herumlaufen. Alle wollen nichts wie hinunter, weil die Sicherheit unten im Basislager wartet. Dort gibt es alle Annehmlichkeiten: ein gutes Bett, einen guten Schlafsack, einen Koch, Essen und vor allem Trinken: Man ist oben ganz ausgedörrt durch das schnelle Atmen. Jeder von uns will nur wieder herunter. Die Vorstellung, da oben sei der Klimax des Glücks ist eine Fehlvorstellung, die nur die Untengebliebenen haben. Aber das Zurückkommen aus dieser gefährlichen anstrengenden und kalten Welt ist wie eine Wiedergeburt. Das Zurückkommen in die Sicherheit ist der eigentliche Höhepunkt einer Tour. Das Ziel ist, in die Wildnis hineinzugehen, zu überleben und zurückzukommen. Zurück ins eigene Leben.
Böse gefragt: Haben Sie damit gerechnet, einmal 72 Jahre alt zu werden?
Messner: (Er lacht). Das ist lieb gefragt. Mit 25 Jahren war ich in meiner Hochform als Kletterer, mit 35 in meiner Hochform in den großen Bergen, mit 60 habe ich die letzte schwierige Expedition gemacht. Bis 40 habe ich in keine Rentenkasse eingezahlt, weil ich glaubte: Das brauche ich nicht.