Messner: Das Wichtigste ist wohl, dass ich relativ früh den Mut hatte, meinen Weg zu gehen. Das ist auch das, was ich heute den jungen Leute rate: mutig ihren Weg zu gehen. Wobei es natürlich sehr schwer ist, überhaupt den eigenen Weg zu finden und zu merken: Das ist es! Das ist mein Leben! Ich hatte das Glück, dass ich früh gezwungen war, umzusteigen: von einem Leben in ein anderes Leben. Das habe ich zu meiner Kunst gemacht. Ich bin alle zehn bis zwölf Jahre umgestiegen und habe etwas Neues ausprobiert. Ich war immer am besten, wenn ich etwas Neues gelernt und abgeschaut habe und damit gefordert war, mich wieder ganz einzubringen.
Gibt es eine Entscheidung in Ihrem Leben, die Sie bereut haben?
Messner: Ich habe gelernt, dass das zu spät ist. Natürlich habe ich Fehler gemacht. Manche kann man korrigieren. Aber eben nicht alle. Diesen Fehlern nachzuweinen, nützt nichts. Man kann sich über sie ärgern oder auch darüber trauern. Aber man kann sie nicht rückgängig machen. Bei meiner Tätigkeit wurde mir früh bewusst, dass ich die ganze Verantwortung für das trage, was ich tue. Ich kann die Verantwortung nicht abwälzen, weder auf ein Gericht noch auf irgendjemanden, der vielleicht das falsche Steigeisen gebaut hat. Ich habe dieses Steigeisen gewählt. Ich habe es genommen. Ich trage die ganze Verantwortung für das, was ich anschließend damit mache.
Gibt es irgendetwas, wovor Sie Angst haben?
Messner: Ich habe immer Angst, wenn ich etwas mache, was ich noch nicht kann. Ich bereite mich vor, lerne, korrigiere, bis die Ängste langsam abflauen und bis ich merke: „Das beherrsche ich“. Dann wage ich es. Trotzdem kann immer noch etwas passieren, denn wir Menschen sind Menschen, weil wir auch Fehler machen.
Angst ist im Augenblick ein weit verbreitetes Gefühl – auch hier in Franken nach den Terroranschlägen von Würzburg und Ansbach. Wie beurteilen Sie diese Angst?
Messner: Ich verstehe die Angst der Menschen, vor allem jener Menschen, die vielleicht wenig in die Welt hinausgekommen sind. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, durch einen Terrorakt umzukommen viel kleiner als die Wahrscheinlichkeit, an einer plötzlichen Krankheit oder durch einen Verkehrsunfall zu sterben. Trotzdem ist diese Form der Gefahr, die nicht durchschaubar oder erkennbar ist, plötzlich da. Es ist logisch, dass viele Menschen Angst haben.