Für die Kinder im „Lutherhof“ zählte „O du fröhliche“ bald zum musikalischen Pflichtprogramm. Es wurde Jahr für Jahr gesungen und weitergegeben, so dass Heinrich Holzschuher (1798-1847), ein aus dem oberfränkischen Wunsiedel stammender Sozialarbeiter, der im Jahr 1823 im „Lutherhof“ hospitierte, es mehrfach gehört haben dürfte. Als Holzschuher 1827 an einem eigenen Weihnachtsspiel für seine Schützlinge arbeitete, erinnerte er sich offenbar an das Allerdreifeiertagslied vom Weimarer „Lutherhof“. Holzschuher übernahm kurzerhand die erste Strophe, fügte ihr zwei weitere hinzu – und so wurde „O du fröhliche“ zum Weihnachtslied.
Verbreitet haben dürfte sich „O du fröhliche“ – in einer Zeit, in der selbst Musikkassetten noch reine Science-Fiction waren – vor allem über Mundpropaganda. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts war es ein populäres Lied und fand später auch in evangelische und katholische Gesangbücher Eingang. „Es wurde in Gottesdiensten gespielt und von Chören gesungen“, erzählt Fuchs. „Die Melodie ist eingängig, der Text ist leicht zu merken und man kann es gut mehrstimmig singen“, erklärt Fuchs das Erfolgsrezept.