Anruf eines ehemaligen Doktoranden aus China
Songlin Chen vom Yellow Sea Fisheries Research Institute in Qingdao, ein ehemaliger Doktorand Schartls, meldete sich in Würzburg. Ob Schartl nicht mithelfen wolle, das Erbgut der chinesischen Seezunge (Cynoglossus semilaevis) zu untersuchen. Im modernen Sequenzierverfahren „entschlüsselten“ die Forscher stückweise das Genom. Und zugleich das Erbgut der Japanischen Flunder (Paralichthys olivaceus), einer entfernten Verwandten der Seezunge. Beide schwimmen nicht in Bauchlage, sondern schweben mit ihrem abgeflachten Körper seitwärts über den Boden. Beim Vergleich ihrer Genome fanden die Biologen jetzt die entscheidenden Hinweise auf die genetischen Grundlagen des radikalen Körperumbaus.
Die Wissenschaftler, darunter Forscher mehrerer Institute in China, konzentrierten sich bei ihrer Suche auf die Gene, die während der Metamorphose, also der Umwandlung vom symmetrischen zum asymmetrischen Fisch aktiv sind. Dabei machten sie einen wichtigen Akteur aus: die Retinsäure. „Retinsäure sorgt für die Veränderungen der Hautpigmentierung bei Flundern“, sagt Schartl. Sie „bleicht“ die künftige Unterseite des Fisches quasi aus.