Nicht Aberglaube, sondern Erfahrung
Ist die Salbe gar wirksamer als jedes heute verfügbare Antibiotikum? „Aktuell wird erforscht, wie das historische Rezept zu einem modernen Arzneimittel werden könnte“, sagt Dr. Johannes Mayer von der Forschungsgruppe Klostermedizin der Universität Würzburg und beratend an der Nottinghamer Arbeit beteiligt. Der Medizinhistoriker fügt allerdings an: „Das kostet einige Zeit und würde nicht geringe finanzielle Mittel beanspruchen.“
Die Würzburger Klostermedizin-Forscher versuchen, die Kollegen zu unterstützen, indem sie die Verwendung der Bestandteile der Augensalbe in allen antiken und mittelalterlichen Werken zusammenstellen. „Da geht es darum, die genau Formulierung zu stützen. Vor allem die Frage, ob eher Lauch oder Zwiebel gemeint ist.“ Denn wie sah der Knoblauch vor mehr als 1000 Jahren aus, wie der Wein? Die alten Rezepturen jedenfalls, sagt der Medizinhistoriker, gehen nicht auf Aberglaube zurück, sondern Erfahrung: „Es ist immer wieder mit Erstaunen festzustellen, dass manche scheinbar verrückte Zusammenstellung der Ingredienzien, bei genauerer Überlegung oder im Versuch doch Sinn machen. Das gilt gerade auch für diese Augensalbe.“