Kräutler: Es gibt vier Gründe. Erstens wurde im Februar 2005 eine Mitarbeiterin von mir ermordet. Für diese Mafiosi weiß auch ich zuviel – und die Regierung hat Sorge, mir könnte das Gleiche passieren. Das Zweite ist mein Einsatz für die indigenen Völker. Da bin ich vielen ein Dorn im Auge: Unternehmen, Bergbaugesellschaften, Holzhändlern, Großgrundbesitzern. Sie wollten an das Land heran – und es legt sich einer quer. Dann mein Widerstand gegen den Staudamm von Belo Monte am Xingu. Er geht an den Lebensnerv von Völkern. Und das Vierte: Männer aus Altamira hatten Schulmädchen missbraucht. Keiner hat sich aufgeregt. Aber ich habe die Leute angezeigt, als ich davon erfahren hatte. Die haben mich sofort mit dem Tod bedroht.
Kräutler: Ich war ja nie allein unterwegs, sondern hatte immer Mitstreiter. Als Bischof steht man natürlich mehr im Rampenlicht. Deshalb habe ich diese Auszeichnungen immer stellvertretend als Anerkennung für den Einsatz angenommen - für alle, die sich mit mir eingesetzt haben, vor allem auch Frauen.
Wo leiden denn Indios heute am meisten?
Kräutler: Wir haben 1987 bei der Verfassung gebenden Versammlung dafür gekämpft, dass ihre Rechte aufgenommen werden. Das ist uns gelungen. Heute gibt es im Nationalkongress eine anti-indigene Ausrichtung, gerade von Großgrundbesitzern, die das Rad zurückdrehen will. Wir setzen uns heute ein für die Verfassung, gegen den Kongress.
Kräutler: Bei all diesen Großprojekten müssen laut Verfassung die Betroffenen, insbesondere die indigenen Völker, angehört werden. Das ist am Xingu nicht geschehen. Deshalb ist der Staudamm von Belo Monte verfassungswidrig.