Ich staune. „Knittelvers“, „Chiasmus“, „Magie“, „Jambus“, „Daktylus“, „Systole“, „Nihilismus“, „Ellipse“, . . . Mensch, da habe ich aber schlaue Worte an den Rand gekritzelt. Was sie bedeuten? Keine Ahnung. „So richtig schön zu lesen, ist der ,Faust' aber nicht“, merkt der Sohn nach vollendeter Lektüre an. Ich muss ihm recht geben. Nur dass er den gelben Schutzumschlag abgerissen und ins Altpapier geworfen hat, „weil er total vergammelt war“, das verzeih ich ihm nicht.
Michael Czygan ist Reporter in der Regionalredaktion. Zugunsten von Büchern packt er auf Reisen lieber eine Hose weniger in den Koffer. Kindle oder Tolino lehnt er ab.
Mit Widmung
Mein bisher erstes und einziges Reclam-Heftchen war „Woyzeck“ von Büchner. Es war damals in der Schule in Klassenstärke bestellt worden. Gab Mengenrabatt.
Dann passierte über 30 Jahre nichts mehr – und wahrscheinlich wäre es das auch mit mir und Reclam gewesen, wenn es da nicht dieses Interview mit dem Kitzinger Amtsgerichtsdirektor Walter Konrad kurz vor dessen Ruhestand gegeben hätte. Bei einer Antwort zum Thema Recht und Ordnung tauchte der Hinweis auf Meister Floh sowie einen Peregrinus Tyß und Hofrat Knarrpanti auf, allesamt Erfindungen eines gewissen E. T. A. Hoffmann. Leider fielen die Herren der anschließenden notwendigen Textkürzung zum Opfer.
Walter Konrad nahm das nicht übel – sondern zum Anlass, mir die Bedeutung von Meister Floh und dem „Märchen in sieben Abenteuern“ näherzubringen. In Form eines Geschenks zum dienstlichen Abschied, samt stimmungserhellender Widmung und dem Versprechen meinerseits, das Werk wirklich zu lesen. Auch wenn sich andeutete, dass dies nicht ganz einfach werden dürfte. Aber egal: Das war es seinerzeit bei „Woyzeck“ schließlich auch nicht.
Frank Weichhan ist Lokalredakteur in Kitzingen und würde gerne mehr lesen – wenn er abends nicht immer über den Büchern einschlafen würde.