Luxemburg (dpa)

Neue Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer

Die Flucht nach Europa über das Mittelmeer ist gefährlich. Immer wieder kommen Migranten auf teils seeuntauglichen, überfüllten Booten um. Bei einer neuen Tragödie könnten hunderte Menschen ertrunken sein.
Flüchtlingskatastrophe       -  Kurz vor dem Sinken: Flüchtlinge auf einem havarierten Schlauchboot auf offener See vor der italienischen Insel Lampedusa. Foto: Ong Sos Mediterranee
| Kurz vor dem Sinken: Flüchtlinge auf einem havarierten Schlauchboot auf offener See vor der italienischen Insel Lampedusa. Foto: Ong Sos Mediterranee

Bei einer erneuten Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer sind möglicherweise hunderte Menschen ums Leben gekommen.

„Es ist sicher, dass wir es genau ein Jahr nach der Tragödie in libyschen Gewässern wieder mit einer Tragödie zu tun haben”, sagte Italiens Außenminister Paolo Gentiloni am Rande eines EU-Ministertreffens in Luxemburg.

Der somalische Regierungssprecher Abdisalan Aato sagte der Deutschen Presse-Agentur in der Hauptstadt Mogadischu, auf den verunglückten Booten seien rund 500 Migranten gewesen. „Unseren Informationen zufolge sind viele Somalis in dieser Tragödie ums Leben gekommen.”

Auch der somalische Staatspräsident Hassan Sheik Mohamud erklärte, viele der Menschen an Bord seien nach Berichten bei dem Unglück umgekommen. Italiens Präsident Sergio Mattarella sprach in Rom von einer „weiteren Tragödie im Mittelmeer”, nannte aber keine Details.

Genaue Opferzahlen unklar

Wo exakt sich die Katastrophe ereignet haben soll und ob ein oder mehrere Boote betroffen waren, blieb allerdings zunächst ebenso unklar wie die genaue Zahl der Opfer. Auch zu den Umständen des Unglücks gab es keine präzisen Angaben.

Die verunglückten Menschen waren nach Angaben des italienischen Außenministers in Ägypten aufgebrochen. Somalische Behörden erklärten, der Funkkontakt sei einen Tag nach dem Verlassen Ägyptens abgebrochen.

Zahlreiche Behörden versuchten am Montag, mehr Informationen zu dem Vorfall zusammenzutragen. Allerdings konnten weder das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR noch die Internationale Organisation für Migration (IOM) oder die italienische Küstenwache den Schiffbruch bestätigen.

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Rund 200 Bootsinsassen aus Somalia

Auch Frontex-Sprecherin Izabella Cooper konnte keine Angaben zu dem Vorfall machen. Die EU-Grenzschutzagentur sei nicht beteiligt gewesen und habe weder Zahlen noch eine offizielle Bestätigung. Ansprechpartner seien die ägyptischen Behörden. Armeesprecher, Brigadegeneral Mohammed Samir, sagte, den ägyptischen Behörden lägen keinerlei Informationen über ein angebliches Schiffwrack vor.

Der somalische Regierungssprecher Aato sagte, ungefähr 200 der Bootsinsassen stammten aus Somalia und der autonomen Region Somaliland. Der Präsident Somalilands, Ahmed Mohamed Mohamud Silanyo, betonte in einer Mitteilung: „Dieser Unfall, bei dem viele unserer jungen Männer Berichten zufolge ums Leben kamen, hat uns sehr schockiert.” Nach lokalen Medienberichten überlebten nur 23 Migranten das Unglück.

BBC spricht von 400 Opfern

Der arabische Dienst des britischen Senders BBC hatte zuvor unter Berufung auf nicht näher genannte ägyptische Berichte gemeldet, bei der Katastrophe seien mehr als 400 Flüchtlinge ertrunken, die meisten von ihnen Somalier. Insgesamt seien vier Boote im Mittelmeer gesunken. Die somalische Botschaft in Kairo konnte die Nachricht auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zunächst nicht bestätigen.

Zugleich gab es Berichte über ein weiteres Bootsunglück. Auf einem im Mittelmeer unweit der libyschen Küste in Seenot geratenen Flüchtlingsboot fanden italienische Rettungskräfte sechs Leichen. 108 weitere Migranten seien gerettet und von einem Schiff aufgenommen worden, nachdem sie zuvor einen Notruf abgesetzt hatten, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa am Montag.

Mitte April vergangenen Jahres war vor der libyschen Küste ein Flüchtlingsboot mit vermutlich mehr als 700 Menschen an Bord gekentert.

 
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