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WÜRZBURG
Von der Plastikverpackung bis zu Mikroplastik im Ozean
Verpacktes und loses Gemüse       -  In Plastik verpackte Tomaten liegen in einem Supermarkt in Würzburg neben losen Tomaten zum Verkauf aus.
Foto: Daniel Karmann (dpa) | In Plastik verpackte Tomaten liegen in einem Supermarkt in Würzburg neben losen Tomaten zum Verkauf aus.
Lukas Will
Lukas Will
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:56 Uhr

Plastik ist aus der modernen Konsumwelt nicht mehr wegzudenken. Doch verdrecken die Kunststoffe auch zunehmend die Umwelt. Ein Problem ist dabei vor allem winzig kleines Mikroplastik, das in die Weltmeere gelangt und so auch in die Nahrungskette - bis hin zum Menschen. Im Leitartikel fordert Autorin Sophia Scheder eine Steuer auf Plastik. Doch warum gibt es so viel Plastikmüll, welche Auswirkungen hat das auf die Umwelt - und wie viel Müll produzieren wir eigentlich genau? Der Faktencheck.

Wie viel Plastik wird weltweit produziert?

Im Jahr 2016 lag die Weltproduktion von Kunststoffen bei rund 335 Millionen Tonnen. Den überwiegenden Anteil an der weltweiten Kunststoffproduktion hält der asiatische Raum und davon insbesondere China. Während die Weltproduktion stetig steigt (hellblaue Linie), bleibt stagniert das Niveau in Europa seit 2002.

Die Statistik zeigt die weltweite und europäische Produktionsmenge von Kunststoff in den Jahren 1950 bis 2016. Berücksichtigt wurden dabei Thermoplaste, Polyurethan, Duroplaste, Elastomere, Klebstoffe, Beschichtungen und Dichtungsmassen. Nicht enthalten sind dagegen PET-, PA-, PP- und Polyacryl-Fasern.
Foto: Statista | Die Statistik zeigt die weltweite und europäische Produktionsmenge von Kunststoff in den Jahren 1950 bis 2016. Berücksichtigt wurden dabei Thermoplaste, Polyurethan, Duroplaste, Elastomere, Klebstoffe, Beschichtungen ...

Wie viel Müll produziert jeder einzelne?

Die Bundesbürger verursachten im Jahr 2015 etwa 37 Kilogramm Plastikverpackungsabfälle pro Einwohner. Wie die Infografik von Statista zeigt, entstehen nur noch in Estland, Luxemburg und Irland mehr Abfälle je Einwohner. 

Von der Plastikverpackung bis zu Mikroplastik im Ozean
Foto: Statista

Wie stark wächst der Plastikmarkt in Deutschland?

Es wird nicht nur viel Plastik produziert, sondern steigt auch der Umsatz mit in Deutschland hergestelltem Plastik. Bei Verpackungen wuchs der Umsatz jüngst innerhalb eines Jahres gar um sieben Prozent. Eine Trendwende ist also derzeit nicht in Sicht.

Die Statistik zeigt die Umsatzentwicklung der deutschen Kunststoffindustrie nach Sektoren im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr. Spitzenreiter waren die Verpackungskunststoffe.
Foto: Statista | Die Statistik zeigt die Umsatzentwicklung der deutschen Kunststoffindustrie nach Sektoren im Jahr 2016 gegenüber dem Vorjahr. Spitzenreiter waren die Verpackungskunststoffe.

Wie wichtig ist die Plastikindustrie für die deutsche Wirtschaft?

Würde die Politik den Verbrauch und damit einhergehend auch die Herstellung von Plastik einschränken, wären unmittelbar tausende Arbeitsplätze in Deutschland betroffen. Über 50.000 Menschen sind derzeit in diesem Sektor beschäftigt.

Die Statistik zeigt die Anzahl der Beschäftigten in der Kunststofferzeugung in Deutschland in den Jahren 2006 bis 2017. Im Jahr 2017 wurden etwa 52.300 Personen in der deutschen Kunststofferzeugung beschäftigt.
Foto: Statista | Die Statistik zeigt die Anzahl der Beschäftigten in der Kunststofferzeugung in Deutschland in den Jahren 2006 bis 2017. Im Jahr 2017 wurden etwa 52.300 Personen in der deutschen Kunststofferzeugung beschäftigt.

Wofür wird das Plastik verwendet?

Die mit Abstand größte Menge an Plastik verbraucht die Verpackungsindustrie. Vermutlich wird dieser Anteil sogar noch steigen. Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung sagt: "Es gibt einen Trend zur Kleinpackung." Doch auch im Baugewerbe, der Fahrzeug- und der Elektronik-Herstellung wird viel Plastik verbraucht, wie die folgende Grafik zeigt.

Die Statistik zeigt die Anteile an der Verwendung von Kunststoffen in Europa nach Einsatzgebiet im Jahr 2016.
Foto: Statista | Die Statistik zeigt die Anteile an der Verwendung von Kunststoffen in Europa nach Einsatzgebiet im Jahr 2016.

Welche Verpackungsarten verbrauchen besonders viel Plastik?

Eine Folie, Dose oder PET-Flasche wiegt nicht viel. Doch in der Summe wird eine gigantische Menge verbraucht. So wurden beispielsweise im Jahr 2017 in Deutschland rund 481.000 Tonnen PET-Flaschen produziert - was in der Statistik jedoch zusammengenommen mit anderen Plastikflaschen gerade mal zu Platz drei gereicht hat.

Diese Statistik zeigt die Produktionsmenge von Kunststoffverpackungen in Deutschland nach Packmittelgruppen im Jahr 2017.
Foto: Statista | Diese Statistik zeigt die Produktionsmenge von Kunststoffverpackungen in Deutschland nach Packmittelgruppen im Jahr 2017.

Sind Verpackungen also das größte Problem?

Verpackungen produzieren zwar viel Müll, doch kann die Menge, die im Recyclingsystem verbleibt, zu mittlerweile 99,5 Prozent wiederverwendet werden. In die Weltmeere gelangt also vor allem Plastik aus anderen Sektoren - und der Verpackungsmüll, der nicht im Recyclingsystem landet.

Diese Statistik zeigt die Verwertungsquote von Kunststoffverpackungen in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2015.
Foto: Statista | Diese Statistik zeigt die Verwertungsquote von Kunststoffverpackungen in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2015.

Das deutsche Recyclingsystem läuft auf Hochtouren - und muss in Zukunft noch leistungsfähiger werden. Denn fällt China seit Anfang 2018 als größter Abnehmer deutscher Altkunststoffe aus. Handel und Industrie befürchten schon, dass sie steigende Entgelte an den Grünen Punkt und die übrigen dualen Systeme zahlen müssen, die sich in ihrem Auftrag um die Entsorgung der Altverpackungen kümmern. Experten gehen davon aus, dass die Unternehmen die steigenden Kosten an die Verbraucher weitergeben.

Übrigens: Vor Kurzem hat sich Main-Post-Redakteur Jürgen Haug-Peichl auf Spurensuche begeben und ist dem Gelben Sack durch Unterfranken nachgejagt. Was er herausgefunden hat sehen Sie hier (mit Video).

Wie viel Plastikteilchen landen im Meer?

Ein Mikroplastik-Teilchen bringt kaum ein messbares Gewicht auf die Waage. Hält man sich vor Augen, dass allein im relativ kleinen Mittelmeer 23.150 Tonnen davon herumschwimmen, kann man sich leicht vorstellen, das die Teilchen in sehr hoher Zahl vorhanden sind - sogar in der Arktis. 

Die Statistik zeigt das geschätzte Gewicht der Plastikteilchen in den Ozeanen im Jahr 2014.
Foto: Statista | Die Statistik zeigt das geschätzte Gewicht der Plastikteilchen in den Ozeanen im Jahr 2014.

Ist nur Mikroplastik ein Problem?

Mikroplastik ist für den Menschen eine schwer zu begreifende Gefahr, da es aufgrund seiner winzigen Größe nahezu unsichtbar ist. Offensichtlicher wird das Müllproblem, wenn man die Strände anschaut. So finden sich auf einem 100 Meter Strandabschnitt an Nord- und Ostsee zwischen 70 und 389 Müllteile, die den Strand verdrecken (etwa 60 Prozent der Abfallprodukte bestehen laut einer anderen Statistik aus Plastik, Styropor oder Schaumgummi).

Die Statistik zeigt die durchschnittliche Anzahl an gefundenen Müllteilen auf einem 100 Meter Strandabschnitt an Nord- und Ostsee im Jahr 2017.
Foto: Statista | Die Statistik zeigt die durchschnittliche Anzahl an gefundenen Müllteilen auf einem 100 Meter Strandabschnitt an Nord- und Ostsee im Jahr 2017.

Wie lange verbleibt der Müll im Meer?

Tonnenweise lagern sich Plastiktüten, Styroporreste oder alte Fischernetze in den Meeren der Welt ab. Allein in der Nordsee befinden sich schätzungsweise 600.000 Kubikmeter Müll auf und im Meeresboden. Die Infografik von Statista zeigt, wie lange diese Abfälle brauchen, um abgebaut zu werden. 

Die Grafik zeigt die Dauer des Abbaus ausgewählter Müllsorten im Meer in Jahren.
Foto: Statista | Die Grafik zeigt die Dauer des Abbaus ausgewählter Müllsorten im Meer in Jahren.

Was kann man also tun?

Ansätze zur Vermeidung von Plastikmüll gibt es viele, angefangen vom Pfand auf Plastiktüten, über Plastiksteuer bis hin zu Plastikfasten - oder dem fast kompletten Verzicht auf Plastik. Verschiedene Maßnahmen hat kürzlich unsere Redakteurin Conny Puls zusammengefasst.

Wenn Sie Ihr Wissen über Plastik nun testen wollen, stellen Sie sich den Fragen in unserem Plastik-Quiz.

Fotoserie

Mit Material von Statista und dpa.

 
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