Seit Mai hat der größte Industriearbeitgeber in Mainfranken einen neuen Chef: Manfred Süß. Er leitet jetzt den Standort in Schweinfurt mit seinen 9000 Beschäftigten. Zuvor war der 54-jährige Ingenieur Chef des ZF-Werks in Aschau am Inn, das auf Airbags spezialisiert ist.
Süß hat Hans-Jürgen Schneider abgelöst, der in den Ruhestand ging. Der neue Standortleiter ist gebürtiger Oberbayer und seit 27 bei ZF tätig. Er wohnt in Schweinfurt, pendelt in der freien Zeit zu seiner Frau und seinen beiden Kindern (12 und 14 Jahre) nach Wasserburg am Inn. Seine Hobbies: Radfahren, Klettern, Bergwandern. Wie hoch will er in Schweinfurt hinaus? Im Interview sagt Süß, was seine Ziele sind und was er von der Stadt, dem ZF-Standort und von Elektroautos hält.
Manfred Süß: Ich finde, dass es eine schöne Stadt ist. Ich hatte meine Wohnung in Schweinfurt schon, bevor ich hier zu arbeiten anfing. Leider war am Anfang wegen Corona noch nicht viel geöffnet. Aber jetzt bin ich abends öfters in der Altstadt mit ihren schönen Lokalen und kleinen Gassen unterwegs.
Süß: (zögert) Da muss ich passen.
Süß: Nein. Ich wohne zwar in der Nähe des Stadions, aber das hab' ich noch nie gehört (lacht).
Süß: Ich war damals im Homeoffice und habe zu meiner Frau gesagt: Ich habe das Angebot, dass ich nach Schweinfurt gehe und einen der größten ZF-Standorte leiten soll. Dann war ich natürlich stolz, dass ich gefragt wurde. Es war mir also schnell klar, es zu tun.
Süß: Von der Größe war ich beeindruckt. Und von dem, was die ZF-Mitarbeiter an diesem Standort leisten, welche technologischen Innovationen hier seit jeher entstehen.
Süß: ZF hat sich frühzeitig auf die Gestaltung der Mobilität von Morgen ausgerichtet. Dazu gehört auch das Thema Digitalisierung, und zwar in allen Bereichen – nicht nur bei den Prozessen oder in der Produktion. Auch die Stanzerei oder Galvanik, die schon ewig lange da sind, sind betroffen. Hier wird sich noch viel tun, um Anlagen zu vernetzen. Wir brauchen die Automatisierung und die Künstliche Intelligenz, um die Qualität weiter zu optimieren und die Prozesse besser zu verstehen.
Süß: (zögert) Wir sind leider noch nicht in allen Bereichen gleich gut, aber mit einzelnen Spots schon bei sieben oder eher acht. Aber wir müssen überall am Standort den gleichen hohen Standard haben.
Süß: Wir bilden selbst sehr viel aus. Aber auch eine frühzeitige und stetige Weiterentwicklung der Mitarbeiter ist von größter Bedeutung. Und Digitalisierung ein Thema, das die Leute interessiert.
Süß: Mit viel Kommunikation. Wir zeigen die Notwendigkeit zur Weiterbildung auf und bieten maßgeschneiderte Programme an. So befähigen wir unsere Mitarbeiter, weiterhin wettbewerbsfähige Produkte entwickeln und produzieren zu können. Klar hat man Leute, die sagen: Am liebsten mache ich das, was ich immer gemacht habe. Auch für diese haben wir genügend Arbeiten, die wir nicht umstellen werden. Aber es gibt hier in allen Altersgruppen viele Leute, die den Wandel mitgestalten wollen und die Chancen für sich und den Standort sehen.
Süß: Ich mag immer mit den Leuten arbeiten. Ich bin keiner, der sich vorne hinstellt und sagt: Das muss so und so sein. Ich versuche, für die Leute da zu sein, ihnen Brücken zu bauen, damit sie sich selbst gut organisieren können.
Süß: Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Irgendwann habe ich entschieden: Ich mache nie einen Schritt, um den nächsten zu machen.
Süß: Es wird zu Veränderungen in der Beschäftigung kommen, und manche Stellen werden wegfallen. Weil sich ZF aber insgesamt gut entwickelt, kommen auch neue Stellen hinzu. Was sich wandelt, sind die Beschäftigungsprofile, die wir künftig benötigen. Wir sind Leitstandort für die E-Mobility, haben Musterbau, Entwicklungs- und Produktionskompetenz da. Dieses Knowhow ist hier am Standort. Das wird bleiben. Ich denke nicht, dass es dramatische Veränderungen bei der Mitarbeiteranzahl geben wird.
Süß: Ich finde das gut, denn sie ist Teil einer Betriebsvereinbarung, mit der sich ZF als Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam aufgemacht haben, den Wandel in der Automobilindustrie zu gestalten und den Standort wettbewerbsfähiger aufzustellen.
Süß: Es ist ein gutes Verhältnis. Auch die Diskussionen hier mit dem Betriebsrat sind offen.
Süß: Na klar.
Süß: Der Unterschied ist dieses leise Dahinrollen. Das Drehmoment des E-Motors ist besser. Die zurückhaltende Akzeptanz des E-Motors liegt für mich immer noch in der Ladekapazität beziehungsweise den wenigen Ladesäulen.
Süß: Im Moment noch nicht. Ich kaufe mir stattdessen einen Hybrid. Da, wo wir wohnen, können wir 80 Prozent der Fahrten elektrisch absolvieren. Das sind Fahrten in die Schule, Fahrten in die Stadt. Aber auch Urlaubsfahrten sind mit einem Hybridfahrzeug stressfrei möglich.
Süß: Ja, wirklich. Denn damit kann ich unter der Woche alle Fahrten zwischen den Werken elektrisch fahren. Und die 330 Kilometer nach Hause bringt mich dann problemlos der Verbrennungsmotor.