Früher hätte der Pfarrer den Weihwasserkessel geschwungen. Bei der Einweihung des neuen E-Mobility-Centers der ZF Friedrichshafen AG in Schweinfurt lenkte am Freitag hingegen ein tanzender Roboter zu lautstarker Musik seinen Laserstrahl durch das neue Gebäude und unterstrich damit das Motto des Hauses: "The Future ist Electric" – die Zukunft ist elektrisch.
"Die Nachfrage nach elektrischen Antriebslösungen ist enorm gestiegen", begründet Michael Hankel, Mitglied des ZF-Vorstandes, den verstärkten Ausbau der Elektromobilität bei ZF. 30 Millionen Euro hat ZF in das neue Gebäude investiert, in dem Verwaltung, Entwicklung und Vertrieb für diesen Unternehmensbereich gebündelt sind.
16 Prüfstände sind dort untergebracht. Jeder einzelne kann 300 Kilowatt Leistung simulieren. Das sind 400 PS auf jedem Prüfstand. "Mit der Elektromobilität schlagen wir bei ZF eine Brücke zur Mobilität der nächsten Generation und tragen dazu bei, den Verkehr emissionsärmer zu gestalten", sagt Hankel. Vom Fahrrad bis zum 40 Tonner – "ZF elektrifiziert alles, was sich bewegt".
E-Mobilität ist nicht ganz neu bei ZF. Bereits 2008 wurde für den Mercedes S-Klasse ein Hybrid gebaut, und zehn Jahre später ging der erste vollelektrische Antrieb in die Serienfertigung. "Schweinfurt ist somit die Keimzelle und jetzt das Herz der Elektromobilität bei ZF", so Jörg Grotendorst, der Leiter der 2016 gegründeten Division E-Mobility.
Mittlerweile sind rund 550 Mitarbeiter in diesem Bereich beschäftigt. Sie waren bislang quer über den Standort verteilt. Das neue, zentral gelegene Arbeitsumfeld soll nun projektbezogenes und flexibles Arbeiten ermöglichen und die Kommunikation erleichtern.
Das E-Mobility-Center spiegelt aber nicht nur den digitalen Wandel in der Arbeitswelt, sondern auch die Transformation zur nachhaltigen Energieerzeugung. Wie Grotendorst verkündet, soll der große Mitarbeiterparkplatz vor dem Gebäude komplett mit einer Photovoltaik-Anlage überdacht und die regenerativ erzeugte Energie ins eigene Werk eingespeist werden. "Damit rüsten wir uns für eine CO2-neutrale Produktion der Zukunft."
Klares Bekenntnis zum Standort Schweinfurt
Gleichzeitig baut ZF seine Sparte E-Mobilität auch an anderen Standorten weltweit aus. So entstehen in Serbien und in China neue Produktionsstandorte für Elektromotoren und Hybridantriebe. Als einen Rückzug aus Schweinfurt will Vorstandsmitglied Hankel das aber nicht verstanden wissen. Im Gegenteil: "Die Division E-Mobility ist ein klares Bekenntnis zum Standort Schweinfurt."
ZF stehe allerdings weltweit im Wettbewerb, müsse nicht nur technisch überzeugende Lösungen bieten, sondern auch preislich attraktive Angebote machen. Um dauerhaft erfolgreich zu sein, brauche es deshalb Technologie- und Kostenführerschaft.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé ist dankbar, dass ZF die Sparte E-Mobilität als Herzstück in Schweinfurt verankert hat, werden so doch Arbeitsplätze vor Ort geschaffen. "Wir werden auch weiterhin den engen Schulterschluss zur Wirtschaft halten", gibt er ein klares Ja zum Industriestandort Schweinfurt ab. Und er versichert, dass auch die Stadt ihren Beitrag leisten werde.
Zum Beispiel, indem sie durch die Internationale Fachhochschule für angewandte Wissenschaften den qualifizierten Nachwuchs biete, den die Industrie braucht - und indem sie den Wohnraum für die hier arbeitenden Menschen zur Verfügung stelle. "Wir sind eine echte Schicksalsgemeinschaft", lässt der OB keinen Zweifel aufkommen, dass der Industrie in Schweinfurt die Türen offen stehen.
Mit 9400 Beschäftigten größter Arbeitgeber Unterfrankens
Auch Staatssekretär Gerhard Eck (CSU) weiß die Bedeutung des Technologieunternehmens als Arbeitgeber zu schätzen, zählt doch der Standort Schweinfurt mit über 9400 Beschäftigten zu den größten ZF-Standorten weltweit. Er ist damit der größte kommerzielle Arbeitgeber in Unterfranken, außerdem der größte Ausbildungsbetrieb der Region mit 475 Lehrlingen und dualen Studenten.
"ZF hat eine herausragende Bedeutung für ganz Bayern", meint Eck und kündigt an, dass Ministerpräsident Markus Söder dem Unternehmen in Kürze seine Aufwartung machen wolle. Das neue E-Mobilitätszentrum sieht er als "Meilenstein" in der Entwicklung elektrischer Antriebssysteme.
Höhepunkt des Festakts war die als "magischer Moment" angekündigte Enthüllung der E-Mobility-Stele mit lauter Musik und vielen Lichteffekten. Sie wurde eingeleitet von einem Robotertanz, flankiert von zwei anmutigen Tänzerinnen, die mit Leuchtdioden bestückten Flügeln scheinbar über die Bühne schwebten. Zum Vorschein kam am Ende eine schlichte weiße Stele mit der Aufschrift E-Mobility-Center. Sie wird künftig vor dem neuen Gebäude stehen.