Der Trend zum Homeoffice im Zuge von Corona ist auch in Mainfrankens Wirtschaft deutlich zu erkennen. So bieten 94 Prozent der Unternehmen ihren Beschäftigten das Arbeiten von zu Hause aus an, wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt im Frühjahr 2021 mit einer Umfrage herausfand. Einige Unternehmen versuchen, die diversen Büro-Arbeitsformen unter einen Hut zu bekommen, viele passen ihre Räumlichkeiten an die neuen Herausforderungen des flexiblen Arbeitens an. Das zeihen die folgenden Beispiele:
Sparkasse Mainfranken: Freie Wahl des Arbeitsplatzes
Bei der Sparkasse Mainfranken mit ihren 1400 Beschäftigten regelt im Zuge von Corona eine Dienstvereinbarung, "dass bis zu 40 Prozent der Arbeitszeit im privaten Umfeld erbracht werden können", wie es in einer Mitteilung aus Würzburg heißt. Gut die Hälfte der Belegschaft sei über entsprechende Zugänge zum Firmennetzwerk in der Lage, mobil zu arbeiten.
Schon vor der Pandemie hat die Sparkasse in ihren Räumen ein System der freien Arbeitsplatzwahl eingeführt. "Auch in Zukunft wird es eine Mischung aus Großraumbüros und Einzelbüros geben", teilt eine Sprecherin mit. Im Zuge von Umbauten entstünden Kreativräume für flexibles Arbeiten. Darin könnten zum Beispiel je nach Bedarf zusammengestellte Teams tätig sein, die ohne bürokratische Hürden und ohne viel Hierarchie Aufgaben schneller als bisher erledigen.
s.Oliver: Mehr Variabilität und Mobilität
Beim Modekonzern s.Oliver haben 1250 der insgesamt 1700 Beschäftigten in der Zentrale in Rottendorf bei Würzburg einen klassischen Bürojob – den in Corona-Spitzenzeiten etwa 80 Prozent im Homeoffice ausgeübt haben. Daran wird sich nach Darstellung von Personalchef Thomas Lurz wohl kaum etwas ändern: "Bei Tätigkeiten, die grundsätzlich mobil erledigt werden können, stehen wir als Unternehmen dem positiv gegenüber." Mit dem Betriebsrat sei dazu eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen worden. Es liege in der Verantwortung der Führungskräfte, Details zum mobilen Arbeiten mit ihren Teams auszuarbeiten.
Wie Lurz weiter mitteilt, gebe es in Rottendorf überwiegend Großraumbüros mit verschiedenen Tischgruppen, die voneinander abgetrennt werden können. Dort werde fortan "mehr Variabilität und Mobilität" angeboten, sodass sich Beschäftigte statt eines festen Schreibtisches "mobile Plätze für den fliegenden Wechsel einrichten" können.
FIS: Umstieg auf Homeoffice war kein Problem
Beim IT-Dienstleister FIS GmbH in Grafenrheinfeld bei Schweinfurt verfügen fast alle 554 Beschäftigten über einen Bildschirmarbeitsplatz. Während der Corona-Spitzenzeit hätten aber die meisten von ihnen im Homeoffice gearbeitet, sagt Geschäftsleiter Christian Lang. FIS habe schon vor Corona Wert auf moderne Arbeitsplätze gelegt, weswegen der technische Umstieg während der Pandemie kein Problem gewesen sei, so Lang weiter.
Er gehe davon aus, dass mittelfristig mobiles Arbeiten bei FIS gefragt bleibt und dass es deshalb "zu einer merklich geringeren Anwesenheit in den Büros" kommen wird. Dennoch würden allen Beschäftigten weiterhin eigene, feste Arbeitsplätze auf dem Firmengelände angeboten. Ziel sei es, diese Räume "permanent an die neuen Gegebenheiten anzupassen und für die Nutzung in hybriden Arbeitswelten zu optimieren". FIS teste deshalb zum Beispiel, wie mit Hilfe von Hardware und Software Hintergrundgeräusche in Videokonferenzen vermindert werden können.
Belectric: Flexibilität statt Präsenz
"An die Stelle von dauerhafter Präsenz tritt Flexibilität": Diese Einschätzung trifft Personalleiterin Miriam Dittert vom Solarpark-Anbieter Belectric. Von den weltweit 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind 250 in der Zentrale in Kolitzheim (Lkr. Schweinfurt) beschäftigt, 70 Prozent von ihnen arbeiten überwiegend im Büro. Sie haben laut Dittert "ganz oder teilweise" die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Diese Flexibilität "ist sicherlich kein Trend, sondern die Zukunft erfolgreicher Unternehmen", ist Dittert überzeugt.
Deshalb setze Belectric künftig auf ein Mischmodell aus mobilem Arbeiten an zwei Tagen pro Woche und Präsenz, was in Zusatzpassagen der Arbeitsverträge verankert worden sei. In Kolitzheim seien zudem sogenannte Desk-Sharing-Plätze geschaffen worden, also Schreibtische für alle. Weil die Neuerungen Auswirkungen darauf haben, "wie im Unternehmen zusammengearbeitet wird", würden Vertrauen und Motivation als Führungsqualitäten wichtiger, sagt die Personalleiterin.