Vor zwei Jahren hat Stefan Stegerwald im Keller seines Hauses die erste Brennstoffzelle eingebaut. Der 38-jährige ist Elektromeister sowie Gas-, Wasser- und Heizungsbaumeister und hat eine Firma in Lohr (Lkr. Main-Spessart), die sich um Haustechnik kümmert. Mit seiner Firma Stegerwald Haustechnik hat er seitdem sieben weitere Brennstoffzellen bei Kundinnen und Kunden eingebaut. Und alle seien damit sehr zufrieden, sagt der Lohrer. Auch er kann an der neuen Heiz-Methode nichts Negatives finden. Im Gegenteil. Stegerwald ist der Ansicht, dass Wasserstoff-Brennstoffzellen die Zukunft sind.
Diese Einschätzung teilen der Energieberater Volker Kuhn aus Helmstadt und die Energieberaterin Anja Wunderlich aus Veitshöchheim (beide Lkr. Würzburg). Auch sie sind der Ansicht, dass in den Brennstoffzellen großes Zukunftspotential steckt. Sie beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema Brennstoffzellen:
Wie funktioniert die Brennstoffzelle?
Bei den bisher von Stefan Stegerwald verbauten Heizungen handelt es sich nicht um Wasserstoff-Brennstoffzellen, sondern um Erdgas-Brennstoffzellen. Diese bestehen aus einem Gas-Brennwertgerät und der eigentlichen Brennstoffzelle, erklärt er. Dort wird Erdgas zugefügt, das bereits Wasserstoff enthält. Dem Erdgas wird der Wasserstoff entzogen und mit diesem durch einen elektrochemischen Prozess die Brennstoffzelle betrieben. Der Kohlenstoff-Rest wird ausgespült.
Warum funktioniert die Brennstoffzelle noch nicht mit reinem Wasserstoff?
In Deutschland ist es noch nicht erlaubt, reinen Wasserstoff zu lagern. Deswegen funktionieren die Brennstoffzellen bislang nur mithilfe des Erdgases. Stefan Stegerwald ist überzeugt, dass sich das in Zukunft ändern wird und die Brennstoffzellen dann mittels des Verfahrens Power-to-Gas funktionieren. Dabei werde aus Wasser – mithilfe von Strom, der aus erneuerbaren Energien hergestellt wird – Wasserstoff gewonnen, erklärt er.
Welche Vorteile haben die Brennstoffzellen?
Die Brennstoffzelle sei mit einem Wirkungsgrad von bis zu 95 Prozent sehr effizient und verursache deutlich weniger CO2 als andere Heizsysteme, sagt die Energieberaterin Anja Wunderlich. Wo immer es sinnvoll sei, versuche sie bei der Beratung Brennstoffzellen als Alternative vorzuschlagen. Denn Brennstoffzellen produzieren nicht nur Wärme für das Gebäude, sondern gleichzeitig auch Strom. Dieser kann im eigenen Haus verbraucht werden, womit sich die Stromkosten senken lassen, sagt die Energieberaterin. Außerdem seien die laufenden Kosten niedrig, die Heizung laufe nahezu geräuscharm und der Platzbedarf sei gering.
Welche Nachteile hat die Brennstoffzellen-Heizung?
"Es gibt aktuell nur einige wenige Hersteller, dementsprechend ist die Auswahl sehr eingeschränkt", sagt der Energieberater Volker Kuhn. Zudem bleibe man weiter abhängig vom fossilen Brennstoff Gas - und somit auch von dessen Preisentwicklung. Seine Kollegin Anja Wunderlich weist außerdem darauf hin, dass die Anschaffungskosten hoch sind und dass es daher sehr lange dauert, bis sich die Anlage amortisiert hat.
Mit welchen Einbaukosten und mit welchen Folgekosten muss man rechnen?
Die Anschaffung und der Einbau kostet laut Stefan Stegerwald rund 30.000 Euro. "Die Angebote schwanken stark und können auch gut über 40.000 Euro liegen", sagt Energieberater Kuhn. Hinzu komme normalerweise ein Wartungsvertrag, der meist über zehn Jahre läuft. Hierfür fallen jährlich zwischen 500 und 800 Euro an.
Gibt es beim Einbau einer Brennstoffzelle eine Förderung?
"Über den Zuschuss KfW 433 erhalten die Kundinnen und Kunden eine Förderung von rund 10.000 Euro", sagt Stefan Stegerwald. Die Höhe des Zuschusses hänge jedoch von der verwendeten Brennstoffzellen-Heizung ab: Er besteht aus einem Festbetrag von 6800 Euro, zudem gibt es je angefangene 100 Watt elektrische Leistung 550 Euro. Laut Energieberater Kuhn kann die Förderung - abhängig von der elektrischen Leistung - zwischen 8450 und 34.300 Euro liegen.
Sind weitere Zuschüsse für die Brennstoffzelle möglich?
Es kann auch Zuschüsse bei den regionalen Energieversorgern geben. So gewährt beispielsweise die Energieversorgung Lohr-Karlstadt und Umgebung GmbH (Die Energie) bis zum 31. Dezember 2022 pauschal einen Zuschuss von 800 Euro. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass ein fünfjähriger Erdgas-Liefervertrag mit diesem Energieversorger abgeschlossen wird.
Lohnt sich die Brennstoffzelle in allen Häusern?
"Gerade in der energetischen Sanierung von Mehrfamilienhäusern und auch Nichtwohngebäuden macht die Brennstoffzellenheizung Sinn", sagt Anja Wunderlich. Während der Einbau von Wärmepumpen in Altbauten oft nicht sinnvoll sei, könnten Brennstoffzellen-Heizungen grundsätzlich in jedem Haus eingesetzt werden, erklärt Stefan Stegerwald. Das sei sogar dann möglich, wenn das Haus schlecht gedämmt ist. Alte Heizsysteme müssten allerdings oft erneuert werden. Und für die Infrastruktur wird ein Gasanschluss benötigt.
Stegerwald betont, dass im Gebäude auch ein gewisser Stromverbrauch vorhanden sein muss, damit die Brennstoffzellen-Heizung wirtschaftlich ist. Denn die Heizung, die er verbaut, produziert im Jahr 5000 Kilowattstunden Strom. Überschüssiger Strom wird zwar ins Stromnetz eingespeist, hierfür erhalte man aber nur wenig Geld.
Ist die Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage sinnvoll?
Eine ideale Ergänzung sei es, wenn die Brennstoffzellen-Heizung mit einer Photovoltaik-Anlage kombiniert werden, sagt Stefan Stegerwald. Während die Brennstoffzelle im Winter fast 24 Stunden am Tag durchläuft, läuft sie im Sommer nur zwei bis drei Stunden täglich, wenn warmes Wasser benötigt wird. Somit produziere die Brennstoffzelle im Sommer weniger Strom, erklärt der Experte. Die Photovoltaik-Anlage produziert dagegen viel Strom im Sommer, aber weniger im Winter. Noch besser sei diese Kombination, wenn sie mit einer Batterie ergänzt werde, die als Zwischenspeicher diene.
Ist es möglich, mit Brennstoffzelle, Photovoltaik-Anlage und Batterie autark zu leben?
Einer seiner Kunden habe ihm erzählt, dass er überhaupt keinen Strom mehr aus dem Stromnetz benötige, seit er die Brennstoffzellen-Heizung mit der Photovoltaik-Anlage und einer großen Batterie in Betrieb habe, berichtet Stefan Stegerwald. Für den Notfall sei er zwar an das Stromnetz angeschlossen, ansonsten lebe er dank dieser Kombination aber energieautark. Allerdings sei die Größe der Batterie entscheidend, um autark leben zu können. Und auch die Höhe des Stromverbrauches spiele dabei eine Rolle.
Wie hoch ist die Nachfrage nach Brennstoffzellen?
Die Nachfrage ist zurzeit aufgrund des Krieges in der Ukraine und den hohen Gaspreisen eingebrochen. Viele Menschen hätten Angst davor, dass das Gas abgedreht wird, vermutet Stegerwald. Aktuell werden fast nur noch Wärmepumpen und vereinzelt Pelletheizungen nachgefragt, so Stegerwald. Die werden "aber auch nicht ganz die Zukunft sein", sagt er.
Energieberater Kuhn vermutet dagegen, dass diese Heizsysteme nur deswegen so wenig nachgefragt werden, weil sie noch kaum bekannt seien. Die Rückfrage bei einigen Kollegen habe ihm bestätigt, dass auch sie nur selten auf die Brennstoffzelle angesprochen werden. Und auch Anja Wunderlich sagt, dass sie bei Beratungen eigentlich immer von sich aus auch auf diese Möglichkeit hinweisen muss.
Wie lange hält die Brennstoffzelle?
Früher habe man immer gesagt, dass die Brennstoffzelle zehn Jahre hält, sagt Stegerwald. In Japan, das nach dem Reaktorunglück in Fukushima im Jahr 2011 stark auf die Brennstoffzelle gesetzt hat und die führende Nation bei Brennstoffzellen sei, habe sich aber gezeigt, dass die Heizungen auch nach 15 Jahren noch ohne Probleme laufen.