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Würzburg/Schweinfurt
Warum der Ausbau der Windkraft auch in Unterfranken stockt
Die Stromproduktion durch Windkraft ist so hoch wie nie, doch der Bau neuer Anlagen stagniert, auch in Unterfranken. Wie passt das zusammen?
Der Ausbau der Windenergie hat sich auch in Unterfranken verlangsamt. Die meisten Anlagen stehen jedoch ohnehin in Norddeutschland, wie hier in Brandenburg.
Foto: Patrick Pleul, dpa | Der Ausbau der Windenergie hat sich auch in Unterfranken verlangsamt. Die meisten Anlagen stehen jedoch ohnehin in Norddeutschland, wie hier in Brandenburg.
Katrin Amling
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:43 Uhr

261 Windkraftanlagen gibt es laut dem Energie-Atlas der Bayerischen Staatsregierung in Unterfranken. Nachdem der Regierungsbezirk Anfang der 2000er Jahre einer der Vorreiter beim Bau von Windrädern war, sind seit Anfang 2018 nur fünf neue Anlagen hinzugekommen. Auch bundesweit stockt der Ausbau. Laut Informationen der Nachrichtenagentur dpa wurden in ganz Deutschland im ersten Quartal 2019 lediglich 41 neue Windräder errichtet. Das seien fast 90 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Für den verlangsamten Ausbau in Unterfranken gebe es vor allem zwei Gründe, sagt Oliver Weidlich, Leiter der Regionalplanung bei der Regierung von Unterfranken. Das seien die natürliche Begrenzung der geeigneten Fläche sowie die sogenannte 10 H-Regelung, die den Abstand zu Wohngebieten regelt.

Landschaftsschutzgebiete fallen raus

"In Unterfranken gibt es viele Ausschlussgebiete, die für Windkraft nicht in Frage kommen", erklärt Weidlich. Darunter fallen die Siedlungsbereiche, aber auch Natur- und Landschaftsschutzgebiete wie in der Rhön, im Spessart oder im Steigerwald. Hier dürfen keine Windkraftanlagen gebaut werden. "Außerdem sind viele Bereiche wegen ihrer Windhöffigkeit nicht attraktiv", so Weidlich. Im Raum Würzburg zum Beispiel liegt die durchschnittliche Windgeschwindigkeit in 130 Metern Höhe laut dem Regionalplan zwischen 5 und 5,5 Meter pro Sekunde. Ab 4,5 Meter pro Sekunde gilt ein Gebiet als grundsätzlich geeignet. Zum Vergleich: In den windreichen Offshore-Gebieten der Nordsee beträgt die durchschnittliche Geschwindigkeit rund 9 Meter pro Sekunde.

261 Windräder stehen in Unterfranken, die meisten in den Landkreisen Würzburg und Schweinfurt.
| 261 Windräder stehen in Unterfranken, die meisten in den Landkreisen Würzburg und Schweinfurt.

Unterfranken bietet im bayernweiten Vergleich gute Verhältnisse für Windenergie: Gut 21 Prozent der im Freistaat erzeugten Windenergie entfallen laut dem Bayerischen Wirtschaftsministerium auf Unterfranken. Im Freistaat seien viele Flächen einfach nicht für Windenergie geeignet, erklärt Thomas Benz vom Windstützpunkt Schweinfurt. Beispielsweise falle das Alpenvorland durch den Windschatten der Berge raus. Unterdessen sind aber auch in Unterfranken der Großteil der geeigneten Flächen laut Benz bereits belegt. Platz für neue Anlagen gibt es kaum noch.

Mindestabstand zu Wohngebieten durch 10 H-Regelung

Ein weiteres Hindernis beim Ausbau: Die sogenannte 10 H-Regelung. Sie besagt, dass Windräder mindestens den zehnfachen Abstand ihrer Höhe von Wohngebieten haben müssen. Das sind in der Regel rund zwei Kilometer, da die Windräder der neuesten Generation zwischen 200 und 230 Meter hoch sind. Die Gemeinden können davon Ausnahmen machen, doch die Bürger müssen damit einverstanden sein. Grundsätzlich sei die Akzeptanz in der Bevölkerung für Windkraft zwar hoch, betont Weidlich. Aber: "Die Menschen sind meist empfindlich, was ihr direktes Wohnumfeld angeht." In einigen unterfränkischen Gemeinden haben Bürgerbegehren den Bau von Windräder mit weniger als dem 10-H-Abstand bereits gestoppt. Zum Beispiel in Üchtelhausen (Lkr. Schweinfurt).

Doch selbst wenn eine Fläche hinsichtlich Windgeschwindigkeit und Abstand geeignet sei, müsse es noch Grundstücksbesitzer geben, die ihre Fläche verpachten wollen, fügt Thomas Benz vom Windstützpunkt Schweinfurt hinzu. Zusätzlich müsse man noch den Schutz bestimmter Tierarten, vor allem der Fledermäuse, beachten. "Das alles führt dazu, dass inzwischen nur noch wenig bis gar keine neuen Anträge kommen", erklärt Benz.

Verteilung des Stroms wichtiger als der Ausbau

"Es wird sicherlich einen weiteren Ausbau der Windenergie in Deutschland geben, der Kohle- und Atomstrom muss ja ersetzt werden", ist sich Weidlich sicher. Doch das werde vermutlich vor allem in Norddeutschland und Offshore-Gebieten der Fall sein, die deutlich bessere Bedingungen für Windenergie bieten. In Bayern gehe vor allem der Ausbau von Photovoltaik voran. Wichtiger als der Bau neuer Windkraftanlagen ist für Unterfranken deshalb laut Thomas Benz die bessere Verteilung und Speicherung von Windenergie. Eine große Rolle spielt dabei entsprechend der Energiestrategie der Bundesregierung dieTrasse SuedLink, die Strom von Schleswig-Holstein nach Süden transportieren soll und dabei auch durch Unterfranken verlaufen soll.

Windkraft in Zahlen
Deutschlandweit gab es 2018 laut dem Bundesverband WindEnergie 30 518 Windenergieanlagen. Sie machten 20,4 Prozent der deutschen Netto-Stromproduktion aus (Stromerzeugung abzüglich des Eigenverbrauchs der Stromerzeuger).
In Unterfranken gibt es aktuell 261 Anlagen (Quelle: Energie-Atlas Bayern), die meisten davon in der Region Würzburg (129), gefolgt von der Region Main-Rhön (109). Der Anteil der Windenergie am gesamten unterfränkischen Stromverbrauch liegt bei 13 Prozent.
 
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