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Würzburg
SuedLink-Planung: Wie die Trasse in Unterfranken laufen soll
Bundesweit wurde erbittert über den Verlauf der Stromautobahn SuedLink gestritten. Auch in Unterfranken gab es massive Proteste. Jetzt liegt ein konkreter Vorschlag vor.
Der Verlauf der Stromtrasse SuedLink von Norden nach Süden wird konkreter. 135 Kilometer sollen durch Bayern führen, teilweise auch durch Unterfranken.
Foto: Julian Stratenschulte, dpa | Der Verlauf der Stromtrasse SuedLink von Norden nach Süden wird konkreter. 135 Kilometer sollen durch Bayern führen, teilweise auch durch Unterfranken.
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:56 Uhr

Der Verlauf der umstrittenen Stromautobahn SuedLink wird konkreter. Der Netzbetreiber Tennet hat am Donnerstag einen Vorschlag für die endgültige Trassenführung vorgestellt. "Damit sind wir jetzt auf der Zielgeraden zum tatsächlichen Korridorverlauf von SuedLink", sagte Manon van Beek, Vorstandsvorsitzende von Tennet. Insgesamt 135 Kilometer zieht sich der geplante Korridor für die Erdkabel durch Bayern, teilweise auch durch Unterfranken. In den kommenden Wochen soll der Vorschlag bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden, die final entscheidet. Allerdings: Tennets Pläne stoßen nicht überall auf Begeisterung.

Klar ist, die Trasse soll von Schleswig-Holstein westlich an Hannover vorbei über Nordhessen und Südthüringen nach Bayern und Baden-Württemberg führen. Wo genau, grenzt der jetzt veröffentlichte "Vorschlagskorridor" ein. Ein 1000 Meter breiter Streifen, innerhalb dessen letztlich die Erdkabel in 1,80 Meter Tiefe verlegt werden sollen.

"Für uns als Gemeinde bedeutet er keinerlei Entspannung sondern vielmehr eine starke Belastung."
Ulrich Werner, Bürgermeister Bergrheinfeld

Den Freistaat würde der SuedLink demnach bei Eußenhausen im Landkreis Rhön-Grabfeld erreichen. Von dort zieht sich der "Vorschlagskorridor" grob entlang der A 71 bis Oerlenbach (Lkr. Bad Kissingen) und teilt sich dort. Während der eine Zweig am Netzverknüpfungspunkt Bergrheinfeld/Grafenrheinfeld bei Schweinfurt endet, führt der andere weiter Richtung Süden, zwischen Karlstadt und Arnstein (Lkr. Main-Spessart) hindurch. Bei Thüngersheim (Lkr. Würzburg) soll er den Main kreuzen und dann westlich an Würzburg vorbei Richtung Baden-Württemberg führen.

  • Hier finden Sie Daten und Karten zum genauen Verlauf der Trasse
Folgt die Bundesnetzagentur dem Vorschlag von Tennet, soll der SuedLink entlang der roten Linie durch Unterfranken geführt werden.
Foto: Grafik: Christopher Walter | Folgt die Bundesnetzagentur dem Vorschlag von Tennet, soll der SuedLink entlang der roten Linie durch Unterfranken geführt werden.

"Sehr enttäuschend" sei dieser Verlauf, sagt Bergrheinfelds Bürgermeister Ulrich Werner (CSU). "Für uns als Gemeinde bedeutet er keinerlei Entspannung sondern vielmehr eine starke Belastung." Das Ende der Trasse in dem kleinen Ort bringe den Bau großer Hallen für Konverter mit sich, die den transportierten Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln. "Eigentlich hatte die Bundesregierung uns hier Entlastung versprochen, aber davon ist nichts zu sehen."

Ganz anders fallen die Reaktionen in der Rhön und in Main-Spessart aus. "Der Vorschlag bedeutet den denkbar kürzesten Trassenverlauf durch den Landkreis Main-Spessart", freut sich der Bundestagsabgeordnete Alexander Hoffmann (CSU) aus Retzbach. Ein möglicher SuedLink durch den Sinngrund sei damit "definitiv ausgeschlossen" und andere Alternativen durch seinen Landkreis rückten "in weite Ferne". Wichtig sei es nun, die Interessen der Landwirtschaft und der Winzer gegenüber den Netzbetreibern zu vertreten. Wenn etwa bei Thüngersheim Weinberge gekreuzt werden, müssten negative Folgen für die tief wurzelnden Weinreben ausgeschlossen werden. Ideen gebe es dazu bereits, heißt es von Tennet. Beispielsweise könnte der SuedLink hier deutlich tiefer (fünf bis 20 Meter unter der Erde) als üblich geführt werden.

Insgesamt mehr als ein Jahr hat der Netzbetreiber nach eigenen Angaben die verschiedenen Korridorvarianten geprüft, um Mensch und Natur zu schützen. Kriterien waren etwa Arten- oder Wasserschutz oder die Bodenbeschaffenheit. Und Proteste.

Kampf um das Wasserschutzgebiet: In Eußenhausen baten Bürger die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär (CSU) um Unterstützung für ihren Protest gegen den zunächst geplanten SuedLink-Verlauf.
Foto: Nerche-Wolf | Kampf um das Wasserschutzgebiet: In Eußenhausen baten Bürger die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär (CSU) um Unterstützung für ihren Protest gegen den zunächst geplanten SuedLink-Verlauf.

Wie am nördlichen Eintrittspunkt des SuedLinks nach Unterfranken bei Eußenhausen. Dort hatte eine Bürgerinitiative dafür gekämpft, dass die Trasse nicht durch das Wasserschutzgebiet Elmbachtal führt. Mit Erfolg: Der Vorschlag der Bürgerinitiative "scheint uns der geeignetere zu sein", heißt es von Tennet. Die Trasse soll jetzt nahezu identisch mit dem Verlauf der Straße von Henneberg in Thüringen nach Eußenhausen laufen.

Ob es aber bei diesem Vorschlag, bei dem 1000 Meter breiten Korridor bleibt, darüber entscheidet die Bundesnetzagentur – voraussichtlich bis Ende des Jahres. Ihr liegen auch die alternativen Streckenführungen vor, die teils für heftige Diskussionen in den betroffenen Regionen gesorgt hatten. Ziel ist, dass 2021 der exakte Verlauf feststeht und der Bau beginnt. Vier Jahre später soll SuedLink dann tatsächlich Windstrom vom Norden in die Industriezentren im Süden transportieren. Das ist ehrgeizig, sagt Tennet-Sprecherin Ulrike Hörchens. Und nur einzuhalten, wenn es keine Verzögerungen gibt.

In den kommenden Wochen will der Netzbetreiber die Bürger vor Ort über die Hintergründe der Streckenauswahl informieren. Dazu gibt es Veranstaltungen beispielsweise in Bad Neustadt (16. Mai), Oberthulba (8. Mai), Grafenrheinfeld (7. Mai), Karlstadt (4. April), Kitzingen (3. April) und Giebelstadt (2. April).

 
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