
Lange war spekuliert worden, wann s.Oliver-Chef Bernd Freier (73) in den Ruhestand geht –und wer dann das Zepter in dem mainfränkischen Modekonzern übernimmt. Bei der 50-Jahr-Feier des Unternehmens aus Rottendorf bei Würzburg im Juli ließ Freier zumindest eine Katze aus dem Sack: Er wolle am 4. November aufhören. Nun ist auch klar, wer sein Nachfolger wird.
Und das ist kein Unbekannter: Claus-Dietrich Lahrs. Der 56 Jahre alte Manager war von 2008 bis 2016 Chef von Hugo Boss und schon im Sommer als Nachfolger von Freier ins Gespräch gebracht worden. Wie s.Oliver am Donnerstag mitteilte, wird sich Firmengründer Freier sowohl aus der operativen Geschäftsführung als auch aus dem einflussreichen Beirat zurückziehen. Damit endet die Ära einer der schillerndsten Figuren der fränkischen Wirtschaft.
Den Wechsel an der Spitze des Modekonzerns mit weltweit 6400 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von aktuell 1,3 Milliarden Euro kommentiert Freier in der Mitteilung so: "Das internationale Mode- und Accessoriesgeschäft befindet sich in einer tiefgreifenden Umbruchphase. Daher freue ich mich besonders, dass es mir gelungen ist, mit Claus-Dietrich Lahrs eine äußerst erfahrene und respektierte Persönlichkeit der internationalen Modebranche für die Führung meines Unternehmens zu gewinnen."

Auch im Beirat von s.Oliver wird es ein Stühlerücken geben: Dort übernehme Willy Oergel den Vorsitz von Freier, ließ das Unternehmen wissen. Oergel war bis 2017 Chef des Stuttgarter Modehändlers Breuninger gewesen. Im Beirat vertritt auch die Familie Freier ihre Interessen. Dies wird künftig Bernd Freiers Sohn Christian übernehmen, der in Würzburg vor allem als Immobilienunternehmer bekannt ist.
Wie das mit den Spekulationen um s.Oliver war
Christian Freier war vor knapp einem Jahr vorübergehend als Nachfolger seines Vater auf der Position des Vorsitzenden der Geschäftsführers ins Gespräch gebracht worden. Hintergrund waren zahlreiche Wechsel in den Chefetagen von s.Oliver gewesen, die unter anderem dazu geführt hatten, dass Bernd Freier überraschend die Leitung der Geschäfte wieder übernahm. Diese Rolle hatte er 2014 ursprünglich abgegeben.
s.Oliver zählt zu den bekanntesten Unternehmen der mainfränkischen Wirtschaft. Bernd Freier hatte vor 50 Jahren in Würzburg aus einer kleinen Boutique heraus mit dem Verkauf von Hemden begonnen. Der von ihm getragene Aufstieg des Unternehmens zu einem Konzern war zuletzt bei der Jubiläumsfeier im Sommer öffentlich gewürdigt worden. s.Oliver ist über die Region hinaus auch als Sport-Sponsor bekannt – nicht zuletzt wegen der Rolle als Namensgeber der Würzburger Bundesliga-Basketballer.