Nach Monaten der Spekulationen herrscht nun Klarheit: Der Gründer und Chef des mainfränkischen Modekonzerns s.Oliver, Bernd Freier, wird sich im November zurückziehen. Wer sein Nachfolger an der Spitze des Unternehmens mit weltweit 6400 Beschäftigten wird, bleibt allerdings offen.
Freier ließ am Freitagabend bei der 50-Jahrfeier von s.Oliver auf dem ehemaligen US-Flugplatz in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) vor 2300 geladenen Gästen die Katze aus dem Sack. Am 4. November sei definitiv Schluss, sagte er ins Mikrofon. In den vergangenen Tagen war der Name Claus-Dietrich Lahrs als Nachfolger ins Gespräch gebracht worden.
Wer wird Nachfolger von Bernd Freier?
Ob der ehemalige Chef des schwäbischen Modeanbieters Hugo Boss wirklich das Zepter von Freier übernehmen wird, wirkte auf der Feier in Giebelstadt eher unwahrscheinlich. Zum einen war Lahrs im Publikum nicht zu sehen, zum anderen "ist ja niemand von Hugo Boss da", sagte Freier augenzwinkernd.
Während sich das Personalkarussell in der Führungsetage von s.Oliver in jüngster Vergangenheit zum Teil heftig gedreht hatte, war in diesem Zusammenhang immer wieder hinter vorgehaltener Hand über die Nachfolge von Bernd Freier diskutiert worden. Der 72-Jährige äußerte sich bislang nie zu dieser Frage.
s.Oliver: Stabil in einer kriselnden Branche
Freier fing vor 50 Jahrenmit einer kleinen Modeboutique in der Würzburger Innenstadt an. In den folgenden Jahrzehnten baute er eine der bekanntesten Modemarken in Deutschland auf. Der Konzern mit Sitz in Rottendorf bei Würzburg gilt heute wirtschaftlich und finanziell als stabil, was in der stark kriselnden Modebranche beachtlich ist. Zuletzt waren Unternehmen wie René Lezard in Schwarzach (Lkr. Kitzingen), Strenesse, Gerry Weber oder Wöhrl wegen finanzieller Schieflage in die Schlagzeilen geraten.
Indes bleibt ein kleines Fragezeichen hinter dem angekündigten Abschied von Bernd Freier: Er hatte sich schon einmal aus der vordersten Linie zurückgezogen – und kam dann wieder. Im Oktober 2018 war das, als Gernot Lenz nach nur wenigen Monaten überraschend die Leitung der Geschäftsführung wieder abgeben musste. Freier übernahm daraufhin das Ruder wieder selbst.
Auf was sich Bernd Freier jetzt freut
Dass er es mit dem endgültigen Gang in die Rente ernst meint, wollte der 72-Jährige am Freitagabend mit dem Hinweis verdeutlichen, dass er sich nun auf mehr Zeit für seine Familie und vor allem für seine Enkelkinder freue. Bei der Frage, wer sein Zepter im November übernehmen wird, wich Freier auf den mitunter geheimnisvollen Kino-Agenten James Bond aus: Vielleicht werde es "007", sagte der Unternehmer in Giebelstadt –ebenfalls augenzwinkernd.
Freier ist eine der schillerndsten Unternehmerpersönlichkeiten in Mainfranken. Sein Name und der seines Unternehmens ist eng verbunden mit Sponsoring im Sport – allem voran zu erkennen am Basketball-Bundesligateam s.Oliver Würzburg. Auch im kulturellen und sozialen Bereich engagiert sich das Modeunternehmen als Förderer.
Bei der Feier in Giebelstadt waren unter anderem Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder als Freund von Freier sowie der ehemalige Boxweltmeister Wladimir Klitschko anwesend, der neben anderen Sportgrößen wie Dirk Nowitzki (Basketball) oder Ralf Schumacher (Formel 1) Sponsoringpartner von s.Oliver gewesen ist. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder schickte per Video eine Grußbotschaft.