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Würzburg
Koenig & Bauer streicht in Würzburg ein Sechstel der Jobs
Das älteste Druckmaschinenunternehmen der Welt ist unter Druck: Koenig & Bauer in Würzburg hat ein schon beschlossenes Krisenpaket verschärft. Folge: Jobs fallen weg.
Sorgenvolle Gesichter: Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann (rechts) und sein Nachfolger Andreas Pleßke wollen den Druckmaschinenkonzern Koenig & Bauer mit einem verschärften Effizienzprogramm durch die Krise steuern.
Foto: Thomas Obermeier | Sorgenvolle Gesichter: Vorstandschef Claus Bolza-Schünemann (rechts) und sein Nachfolger Andreas Pleßke wollen den Druckmaschinenkonzern Koenig & Bauer mit einem verschärften Effizienzprogramm durch die Krise ...
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:52 Uhr

Der Würzburger Druckmaschinenkonzern Koenig & Bauer hat sein vor Monaten beschlossenes Effizienzprogramm "Performance 2024" verschärft, um besser durch schwieriges Fahrwasser zu kommen. Eine der Folgen: Konzernweit sollen "700 bis 900 Arbeitsplätze kurz- und mittelfristig" abgebaut werden, wie es am Dienstag in einer Mitteilung hieß. 240 bis 290 Stellen davon werden es wohl in der Würzburger Zentrale sein, ergänzte Sprecherin Dagmar Ringel auf Anfrage.

Nach ihren Worten sind betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen, wenngleich auch andere Wege wie Altersteilzeit oder normale Fluktuation offengehalten würden. In Würzburg beschäftigt das im S-Dax notierte Unternehmen 1700 Menschen, weltweit sind es 5800.

Stellenabbau im Interview Ende Juli angedeutet

Völlig überraschend kommt der Einschnitt nicht. Schon Ende Juli hatte Vorstandsmitglied Andreas Pleßke in einem Interview mit dieser Redaktion einen Stellenabbau bei Koenig & Bauer in Erwägung gezogen. Das Programm "Performance 2024" sieht darüber hinaus zum Beispiel Veränderungen in der Lieferkette des Konzerns, mehr Produktivität durch Straffung von betriebsinternen Prozessen, die forcierte Entwicklung neuer Druckmaschinen sowie Kostensenkung in der Verwaltung vor.

2024 wollen die Würzburger erreicht haben, dass sich der Jahresumsatz bei 1,3 Milliarden Euro einpendelt. 2019 lag er mit 1,22 Milliarden Euro knapp unter dem Vorjahresniveau. Eine Dividende zahlt der Konzern seinen Aktionären heuer nicht.

Das ist eines von mehreren Anzeichen, wie sehr die Koenig & Bauer AG gerade in Folge der Corona-Krise unter Druck steht.  Bei der virtuellen Hauptversammlung Mitte Juli hatte es der Vorstand nicht gewagt, eine Prognose für das Wirtschaftsjahr 2020 abzugeben. Vor allem wegen Corona sei nicht zu erwarten, dass das Unternehmen kurzfristig wieder das Niveau aus der Zeit vor der Krise erreiche, heißt es in der Mitteilung vom Dienstag weiter.

Wie viel Koenig & Bauer mit dem Programm sparen will

"Es geht um eine Skalierung", beschrieb Sprecherin Ringel am Dienstag das, was "Performance 2024" erreichen soll. Heißt: Das Unternehmen will seine Wettbewerbsfähigkeit langfristig stärken. Das Augenmerk liege dabei vor allem auf Maschinen für den Verpackungsdruck, wo Koenig & Bauer seit mehreren Jahren im Aufwind ist. Mit "Performance 2024" wollen die Würzburger pro Jahr ungefähr 100 Millionen Euro Kosten sparen.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss das Unternehmen nach eigenen Angaben einmalig Kosten "im mittleren zweistelligen Millionenbereich" stemmen. Gleichzeitig sollen im Konzern Herstellungskosten gesenkt, Prozesse digitalisiert und die Investitionen in dem als zukunftsträchtig geltenden Wellpappen- und Digitaldruck vorangetrieben werden. Darüber hinaus werde im Bereich Bogenoffset-Druckmaschinen die Bilanzierung des Umsatzes verändert. Mit der Folge, dass einmalig 40 bis 60 Millionen Euro Umsatz von 2020 nach 2021 verschoben werden.

Überstundenabbau, Einstellungsstopp und Kurzarbeit

Der Verschärfung von "Performance 2024" habe der Aufsichtsrat am Montag zugestimmt, ließ Koenig & Bauer wissen. Die Belegschaft sei am Dienstag informiert worden, ergänzte Sprecherin Ringel auf Anfrage. Der Mitteilung zufolge laufen der Abbau von Überstunden, der Einstellungsstopp sowie die Kurzarbeit als schon beschlossene Schritte zur Bekämpfung der Krise weiter.

Bereits vor gut fünf Jahren hatte Koenig & Bauer mit "Fit@All" ein Programm aufgelegt, das den Konzern letztendlich aus einer Krise führte. Verantwortlich für diesen Erfolg: Andreas Pleßke. Er gilt spätestens seither als versierter Sanierer. Pleßke wird zum Jahreswechsel Claus Bolza-Schünemann als Vorstandsvorsitzenden ablösen. Bolza-Schünemann stammt aus der Gründerfamilie des Konzerns und geht in den Ruhestand.

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