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Nächste Insolvenz: Würzburger Modehändler Zapata steht vor dem Aus
Zapata war einmal ein schillernder Modename in Unterfranken. Nach Jahren der Talfahrt scheint es jetzt endgültig zu Ende zu gehen mit dem Unternehmen aus Würzburg.
Eine der verbliebenen Adressen des Modehändlers Zapata: der 'Outlet'-Verkauf in der Gattingerstraße in Würzburg.
Foto: Fabian Gebert | Eine der verbliebenen Adressen des Modehändlers Zapata: der "Outlet"-Verkauf in der Gattingerstraße in Würzburg.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 01.03.2023 08:40 Uhr

Seit Jahren ist der Modehändler Zapata aus Würzburg in der Krise, jetzt ist offenbar das Ende nahe: Voraussichtlich am 1. Januar 2023 wird das Insolvenzverfahren über die Zapata GmbH & Co. KG eröffnet, die aus einer geschrumpften Unternehmensgruppe übrig geblieben ist. Das gab Matthias Reinel als vorläufiger Insolvenzverwalter von Zapata an diesem Mittwoch auf Anfrage bekannt.

Der Würzburger Rechtsanwalt machte keinen Hehl daraus, dass eine stabile Zukunft von Zapata "nur unter schwierigen Bedingungen" vorstellbar sei. Reinel zufolge sind etwa 30 Beschäftigte von der aktuellen Schieflage des Modehändlers betroffen. Sie bekommen das übliche Insolvenzgeld als Gehalt.

Zapata-Beschäftigte bekommen Insolvenzgeld

Zapata hat nach eigenen Angaben derzeit noch Läden in Augsburg, Passau und Neu-Ulm. In Würzburg steht in der Gattingerstraße ein "Outlet"-Geschäft mit laut Reinel "fünf bis zehn" Beschäftigten. Alle Läden bleiben dem vorläufigen Insolvenzverwalter zufolge bis auf Weiteres geöffnet.

Zuletzt hatte Zapata im August ein Modegeschäft in Ulm geschlossen - ein weiterer Schritt in Richtung Abgrund. Denn das 1985 in Würzburg gegründete Unternehmen hatte zu Spitzenzeiten 14 eigene Adressen in Süddeutschland, darunter in Aschaffenburg, Hanau, im südhessischen Weiterstadt sowie in der Würzburger Schönbornstraße

Zapata war jahrelang eine agile Adresse in Würzburg, wie dieses Bild von der 'Nacht der Mode' 2006 zeigt.
Foto: Thomas Obermeier | Zapata war jahrelang eine agile Adresse in Würzburg, wie dieses Bild von der "Nacht der Mode" 2006 zeigt.

Zapata stellt Mode nicht selbst her, sondern bietet nach eigener Darstellung Frauen- und Männerbekleidung von 40 internationalen Marken an. Zielgruppe waren und sind junge Menschen.

Benannt wurde das einst schillernde Unternehmen in Anlehnung an Emiliano Zapata, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine tragende Rolle bei einer Revolution in Mexiko gespielt hatte. "Zapata folgt seither der Philosophie seines Namensgebers und geht stets seinen ganz eigenen Weg", heißt es auf der Website des Unternehmens.

s.Oliver und Zapata: Zwei große Mode-Namen im Raum Würzburg

Neben s.Oliver gilt Zapata als bekanntester Würzburger Name in der Modebranche. Um seiner jugendlichen Klientel gerecht zu werden, richtete der Händler im März 2013 die erste "Würzburger Clubnacht" aus, an der 28 Diskotheken und Kneipen teilnahmen.

Mitte der 1990er Jahre "war das eine Marke", blickte Insolvenzanwalt Reinel am Mittwoch auf glorreiche Zeiten von Zapata zurück. Das Unternehmen habe durchaus "eine gewisse Historie".

Erste Kratzer bekam der schillernde Lack Ende 2016, als sich für die Zapata Mode-Vertriebs-GmbH ein Insolvenzverfahren abzeichnete, das am 1. März 2017 dann auch eröffnet wurde. Es folgten Rettungsversuche, die dem Gegenwind in der deutschen Modebranche aber nur bedingt standhalten konnten. Nach und nach gingen süddeutsche Zapata-Tochterfirmen in Liquidation.

Umsätze von Zapata zuletzt deutlich unter Plan

Die Firmengruppe sei in den vergangenen Jahren "immer kleiner geworden", bilanzierte Insolvenzanwalt Reinel gegenüber dieser Redaktion. Dass im neuen Jahr das Licht bei Zapata für immer ausgeht, wollte er allerdings noch nicht vorhersagen: "Ich kann das Spiel nicht abpfeifen, bevor es zu Ende ist." Ob eine langfristige Rettung gelingt, sei allerdings fraglich.

Die Umsätze von Zapata seien zuletzt deutlich unter Plan gewesen, so der Anwalt. Er sieht das Würzburger Unternehmen als Teil der Krise der deutschen Modeanbieter. Vor allem die Corona-Pandemie setzte der Branche heftig zu. 

So ging allein im April des Corona-Jahres 2020 der Modeumsatz in Deutschland nach Angaben der Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PWC) im Jahresvergleich um 76 Prozent zurück. Miserable Vorzeichen hatte es jedoch davor schon gegeben: Laut PWC schrumpfte die Zahl der Betriebe in der Bekleidungsbranche zwischen 2010 und 2019 um 31 Prozent.

Das hat auch in der unterfränkischen Modelandschaft Spuren hinterlassen. Im Januar 2020 machte René Lezard in Schwarzach (Lkr. Kitzingen) nach längerer Talfahrt für immer dicht. Ein Jahr später ging der Modehändler Adler in Haibach bei Aschaffenburg in ein Insolvenzverfahren in Eigenregie, das wenige Monate danach allerdings im Zuge einer Übernahme durch die Berliner Unternehmensgruppe Zeitfracht beendet werden konnte.

 
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