Nun ist es offiziell: Jürgen Otto wird neuer Vorsitzender der Geschäftsführung von s.Oliver in Rottendorf bei Würzburg. Das gab das Modeunternehmen am Montag bekannt. Um die Personalie hatte es in den vergangenen zwei Wochen Spekulationen gegeben, nachdem Konzernchef Claus-Dietrich Lahrs überraschend gegangen war.
Der Mitteilung zufolge tritt Otto am 1. Februar an. Wie zu erfahren war, stellt sich der 58-jährige Betriebswirt an diesem Montagabend bei einer s.Oliver-Weihnachtsfeier der Belegschaft vor.
Was es mit "einer erfahrenen Modeexpertin" auf sich hat
Mit Otto wird sich die Geschäftsführung des gut 50 Jahre alten Unternehmens vergrößern: Oliver Hein und Kai Bauknecht bleiben im Amt, während zu einem noch nicht festgelegten Datum für den Bereich Produkt "eine erfahrene Modeexpertin" hinzukommen werde. Das Leitungsgremium besteht dann aus vier statt bisher drei Mitgliedern.
Wer die Modeexpertin ist, wollte ein Firmensprecher auf Anfrage nicht sagen, denn es liefen Vertragsverhandlungen. Neu wird auch ein "Expertenteam mit ausgewiesenen und erfahrenen Kennern der Textilbranche" sein, das die Geschäftsführungen unterstützen werde, so der Sprecher.
Ebenfalls neu bei s.Oliver: ein Expertenteam mit "wirklich erfahrenen Leuten"
Auch zu dem wahrscheinlich drei- bis fünfköpfigen Expertenteams nannte der Sprecher keine Namen. Sicher sei aber, dass es "wirklich erfahrene Leute" sind. Mit der neuen Modeexpertin in der Geschäftsführung und dem Expertenteam wolle die Gesellschafterfamilie um s.Oliver-Gründer Bernd Freier die Chefetage neu ausrichten.
Der 76-Jährige werde keine operativen Aufgaben übernehmen, sagte der Sprecher. Freier hatte sich im November 2019 aus der Unternehmensleitung in den Ruhestand verabschiedet, behielt aber dem Vernehmen nach im Hintergrund noch immer manche Fäden in der Hand. Und das, obwohl ihm der Ex-Geschäftsführer Lahrs dem Vernehmen nach den Zutritt zur Firmenzentrale in Rottendorf nur noch nach Anmeldung gestattet hatte.
Jürgen Otto mag offenbar Familienunternehmen
Die Neuausrichtung der Chefetage ist dem Firmensprecher zufolge ein Werk von Freier. Ihm war nachgesagt worden, dass er zuletzt mit Lahrs quer lag und insbesondere dessen Vorgehen bei der Straffung des Familienunternehmens mit seinen weltweit 5100 Beschäftigten nicht mehr teilte.
Nun soll es Jürgen Otto richten. Der gebürtige Würzburger hat im Gegensatz zu Lahrs in der Modebranche noch keine Spuren hinterlassen, sondern war jahrelang in der Autoindustrie unterwegs – darunter 27 Jahre lang für Brose in Coburg. Ein Indiz dafür, dass Otto gerne für traditionsreiche Familienunternehmen arbeitet. Denn Borgers in Bocholt und Dräxlmeier im niederbayerischen Vilsbiburg sind solche Firmen, die Otto in den vergangenen Jahren ebenfalls in leitenden Funktionen beschäftigten.