Am Ende haben alle Anstrengungen nichts genutzt: Das mainfränkische Modeunternehmen René Lezard steht vor dem Aus. Ende Januar 2020 enden die Arbeits- und Mietverträge und somit steht die Schließung des Unternehmens bevor. Auch die Marke selbst wird vom Markt verschwinden.
Das wirtschaftliche Auf und Ab zog sich schon seit Jahren hin. Zuletzt schleppte sich der Bekleidungshersteller aus Schwarzach (Lkr. Kitzingen) von einer Insolvenz in die nächste. Was fehlt, ist ein zahlungskräftiger Investor, der René Lezard noch retten könnte.
Nun vermeldet das Modeunternehmen, dass es die Konsequenzen ziehen müsse: Der Warenbestand geht in den Abverkauf. Für Anfang 2020 ist die Schließung der Schwarzacher Zentrale und der verbliebenen elf Mode-Shops zwischen Hamburg und München zu erwarten. Etwa 150 Arbeitsplätze stehen im Feuer, davon 60 im Stammhaus.
Die Mitarbeiter erhalten zwar einen Sozialplan, müssen aber aus der Insolvenzmasse bedient werden, die sich weitere Gläubiger teilen. Es ist also unklar, wie viel Abfindung wann überwiesen wird. Das Verfahren kann sich über Jahre hinziehen. Von seinen Schwarzacher Immobilien hat sich René Lezard im Zuge von Einsparungen bereits getrennt und ist deswegen nicht mehr Herr im Hause.
Ausstieg eines Investors beschleunigte das Aus
Das gilt auch betriebsintern, denn die René Lezard Mode AG stellte am 18. Juli einen Insolvenzantrag. Insolvenzverwalter Hubert Ampferl (Würzburg) lenkt seither die Unternehmensgeschicke. Bis dahin hatte man noch gehofft, der türkische Modemogul Yasar Esgin ("More & More") könnte in Schwarzach einsteigen. Esgin wollte ursprünglich die Aktienmehrheit erwerben und den angeschlagenen Modehersteller durch die Kapitalerhöhung wieder flott machen. Doch Esgin ließ die vertragliche Vereinbarung in diesem Sommer platzen, was René Lezard in die aktuelle Insolvenz führte.
Seither war Insolvenzverwalter Ampferl fieberhaft auf der Suche nach einem neuen Kapitalgeber, ist aber bei Anfragen der Redaktion nicht erreichbar. In der Zwischenzeit, so schreibt René Lezard in einer Pressemitteilung, sei es "trotz des großen Wettbewerbsdrucks im Premiumsegment der Modebranche" gelungen, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. René Lezard stellte eine neue Kollektion vor und drückte zugleich in den Bereichen Logistik sowie Produktion auf die Kostenbremse und lagerte Arbeitsprozesse aus. Am Ende half alles nichts mehr.
René Lezard schon lange in Schieflage
René Lezard war in den vergangenen Jahren in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, wie andere namhafte Unternehmen aus der Modebranche auch. Die Kollektionen des Premium-Modelabels kamen nicht mehr so gut an wie früher, die Finanzkrise hinterließ Bremsspuren, und im Hitze-Sommer 2018 kamen weniger Kunden als in den Vorjahren. Vor einem Jahr gab das gebeutelte Unternehmen bekannt, dass an seinem Stammsitz 47 der 107 Beschäftigten gehen müssen.
Nun also der Schlussstrich für alle: "Aufgrund des aktuellen Umsatzniveaus war klar, dass die Herausforderungen der Zukunft – Digitalisierung der Lieferketten, stärkere Fokussierung auf den Onlinehandel und Investitionen in die Marke – nur mit einem strategischen und kapitalstarken Partner umgesetzt werden können", schreibt das Unternehmen. Doch diese Hoffnungen zerschlugen sich. Wegen des hohen Finanzbedarfs fand sich weder im In- noch im Ausland ein Investor, der die bevorstehende Schließung noch hätte abwenden können.
Wie René Lezard in die Krise rutschte
In guten Zeiten waren rund 400 Mitarbeiter, je etwa zur Hälfte in der Zentrale und in den Verkaufsläden in Deutschland, beschäftigt. Noch zu Beginn dieses Jahrzehnts stieg der Jahresumsatz auf rund 50 Millionen Euro. Doch das erwies sich als Strohfeuer: In der Folge rutschte der Umsatz auf 44,6 Millionen Euro ab; René Lezard schrieb rote Zahlen. 2016 betrug der Verlust schon 3,8 Millionen Euro.
Gläubiger wurden gleich mehrmals gerupft: 2016 mussten sie auf 40 Prozent des Werts einer Unternehmensanleihe verzichten. Auch die Banken sollten einen Großteil ihrer Forderungen von insgesamt 8,8 Millionen Euro abschreiben.
Das führte im Frühjahr 2017 zu einer Insolvenz in Eigenregie, die im Juni 2017 in die erste reguläre Insolvenz mündete. Als der Modebetrieb sich von der GmbH zur AG wandelte, verloren die Aktionäre, die großteils schon Gläubiger der GmbH gewesen waren, beim Umtausch der Anteilsscheine wieder Geld.
Beschäftigte hoffen auf neue Jobs
Die René Lezard GmbH wurde zur Abwicklung der Insolvenz aufrecht erhalten; somit konnte die AG ohne Altlasten an den Start gehen. In diesem Zuge stieg auch Thomas Schaefer aus, der das Unternehmen 1978 gegründet hatte und dem zeitweise 75 Prozent gehörten.
Die Beschäftigten, die zum Teil seit Jahrzehnten bei René Lezard gearbeitet haben, sind enttäuscht: "Wir haben bis zuletzt gehofft und gekämpft", sagt eine Mitarbeiterin. Sie hofft wie die Kollegen, die vor einem Jahr gehen mussten, dass sie bei der aktuellen Wirtschaftslage wieder einen Job in der Region finden kann.
So ein Unsinn, der hier noch unkommentiert abgedruckt wird. Selbst der Insolvenzverwalter ist eine Pfeife, denn Unternehmen müssen Gewinne erwirtschaften und nicht von Investoren übernommen werden. Der Bekleidungsmarkt ist massiv unter Druck, weil die Menschen zum einen nachhaltiger leben möchten, zum anderen auch nicht die teuren Lagen mitfinanzieren wollen.
Beides will die Mehrheit aber nicht. Also entweder Edelmarke nachhaltig oder Edelmarke nicht nachhaltig oder ganz billig.