Die Industrie-und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt schreibt weiter rote Zahlen. In der nun veröffentlichten Jahresrechnung für 2018 verzeichnet sie ein Minus von über 1,2 Millionen Euro. Damit verbessert sich die Kammer zwar leicht zum Vorjahr, als sie noch einen Fehlbetrag von 1,4 Millionen Euro verbuchte. Dennoch muss das Finanzloch durch die Reserven ausgeglichen werden. Der Hauptgeschäftsführer Ralf Jahn spricht von einem "kalkulierten Verlust".
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Mit Absicht Verluste eingeplant
Laut Jahn sei das diesjährige Minus auf eine bewusste Entscheidung zurückzuführen. Man habe in den letzten Jahren gezielt versucht, die angehäuften Ersparnisse abzubauen. "Wir haben Verluste eingeplant, um die Rücklagen ein Stück weit auszugleichen", so der Hauptgeschäftsführer. Grund dafür sei die aufkommende Kritik der letzten Jahre an der generellen Rücklagenpolitik aller Industrie- und Handelskammern. Kritiker warfen ihnen vor, sie würden sich zu viel Erspartes in die eigene Tasche stecken. "Wir sind aber kein gewinnorientiertes Unternehmen", sagt Jahn.
"Wir dürfen nicht ins Blaue hinein eine Ausgleichsrücklage bilden, sondern es muss sich an etwaigen Risiken orientieren." Heißt im Klartext: Überschüssige Reserven dürfen nur so groß sein, dass sie mögliche Beitragsschwankungen oder unerwartete Ausfälle ausgleichen können. Der Jahresfehlbetrag sei deshalb keine Überraschung gewesen. Die aktuellen Rücklagen belaufen sich nun noch auf 3,6 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 waren es noch 8,1 Millionen. Glücklich sei man über den Jahresverlust natürlich trotz Kalkulationen nicht. Schließlich hat das Defizit noch weitere Ursachen.
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Die Zinslage ist angespannt
Denn auch Pensionsrückstellungen machen der IHK zu schaffen. Dabei handelt es sich um Geld, das die Kammer zur Seite legt, um später damit eine Art Betriebsrente für in den Ruhestand gehende Mitarbeiter zahlen zu können. Dass diese Verbindlichkeiten gestiegen sind, hängt vor allem mit den allgemein niedrigen Zinsen zusammen: Die Kammer nimmt für das geparkte Geld weniger Zinsen ein, weshalb sie wiederum mehr Mittel abzweigen muss, um später ihre Verbindlichkeiten an die Pensionäre erfüllen zu können. "Durch die Zinslage haben wir einen deutlich höheren Aufwand, daran können wir leider nichts ändern", bedauert Ralf Stetter, Bereichsleiter für Finanzen.
"Das ist ein Katastrophe", sagt Hauptgeschäftsführer Ralf Jahn. Früher sorgten ordentliche Renditen auch für ordentliche Erträge. Diese hätten sich in der Gewinn-und Verlustrechnung bemerkbar gemacht. "In den letzten Jahren ist das aber wie ein Schneeball in der Frühlingssonne geschmolzen", so Jahn. Das sei aber nicht nur ein mainfränkisches Problem. Alle deutschen Unternehmen würden unter der Zinsflaute leiden, so auch andere Industrie-und Handelskammern wie beispielsweise die IHK Heilbronn-Franken. Sie verbuchte sogar einen Jahresverlust von 1,5 Millionen Euro.
Konsequenzen: Sparen und Beitragserhöhung
Nachdem die Beiträge für die mainfränkischen Mitgliedsunternehmen 2010 und 2012 gesenkt wurden, hebt sie die IHK nun wieder leicht an. Dabei handele es sich um eine "kaufmännische Vorsichtsmaßnahme". Wie hoch die Beiträge steigen, werde aber erst Ende des Jahres in der Vollversammlung der Kammer entschieden. Doch Ralf Jahn beteuert: Es wird sich in einem moderaten Rahmen bewegen. Zuletzt belief sich der Beitrag zum Beispiel für Kleinbetriebe auf 45 Euro. Doch die Beitragserhöhung ist nur ein Teil, wie die IHK der schlechter werdenden Konjunktur begegnen möchte.
"Klar müssen wir auch sparen", sagt Radu Ferendino, IHK-Bereichsleiter für Kommunikation. Man werde beispielsweise das Werbebudget reduzieren müssen, auch wenn Investitionen eigentlich notwendig seien. Ähnlich sieht es Finanzbereichsleiter Ralf Stetter, der nicht alle durch Ruhestand frei gewordenen Stellen nachbesetzen wird. Doch trotz der nötigen Sparmaßnahmen versichert Hauptgeschäftsführer Ralf Jahn: "Wir sind ein ruhiger Tanker, der sich im ruhigen Fahrwasser bewegt und in ordentlichen wirtschaftlichen Verhältnissen lebt."
Die IHK Würzburg-Schweinfurt ist die Industrie- und Handelskammer für die Region Mainfranken und betreut rund 77 000 Mitgliedsunternehmen. Als deren Interessenvertreter bietet die IHK Beratungen und Dienstleistungen sowie Unterstützung für Unternehmensgründungen.