Insider sprechen von einer Krise der Fürstlich Castell'schen Bank (Würzburg): Mitarbeiter hätten das Haus verlassen, Kunden und Einlagen würden abfließen, am Ende stehe gar die Wirtschaftlichkeit der Bank infrage. Dazu kommen Nachrichten, wonach die Privatbank erst kürzlich drei Filialen geschlossen und die private Bethmann Bank eine ganze Abteilung von Mitarbeitern zu sich geholt hat. Die Castell-Bank bezieht im Gespräch mit der Redaktion Stellung.
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Tatsächlich bestätigt Vorstandsmitglied Klaus Vikuk, dass rund ein Dutzend Mitarbeiter dem Haus seit 2018 den Rücken gekehrt hat, darunter die Leiter wichtiger Abteilungen wie Personal, Compliance, Vertriebsunterstützung, Privatkunden sowie die Regionaldirektoren der Niederlassungen in München und Nürnberg. Schließlich seien noch vier Kundenbetreuer zur Bethmann Bank (Frankfurt) gewechselt, die Anfang 2020 mit ihnen in Würzburg eine Filiale eröffnen will.
Vikuk: "Ich kann jeden einzelnen Fall erklären"
Für Vikuk ist diese Entwicklung unangenehm, zumal die Abgänge gehäuft auftreten, aber dennoch könne er "jeden einzelnen Fall erklären". So hätten manche Mitarbeiter von sich aus nach einer Veränderung verlangt, weil sie entweder mit den Geschäftsfeldern der Castell-Bank nicht einverstanden waren oder sie sich in größeren Geldhäusern weiterentwickeln wollten. Anderen habe die Bank die Trennung nahegelegt, weil sie sich "mehr Leistung von ihnen erwartet" habe. Aber nur in einem dieser Fälle hat die Bank gekündigt.
Wieder anders lag der Fall laut Vikuk heuer bei der Schließung der Filialen in Volkach, Wiesentheid und Scheinfeld. Die Castell-Bank hat angesichts der Kosten an diesen drei Standorten die Reißleine gezogen. Sie haben sich schlicht nicht mehr rentiert. Obwohl die Zentrale allen Mitarbeitern dort neue Stellen angeboten habe, hätten manche gekündigt. Vikuk ergänzt, dass aus heutiger Sicht keine weiteren Filialen geschlossen werden sollen.
Zur Personalentwicklung sagt die Generalbevollmächtigte, Manuela Klos, dass die Bank regelmäßig Bewerbungen von qualifizierten Beratern erhalte und neue einstellen werde. Schwerer tut sie sich mit Nachwuchs; die Branche habe insgesamt an Attraktivität verloren. Ausnahme: Das Duale Studium, das auch die Castell-Bank anbietet, steht hoch im Kurs. Unterm Strich ist die Bank mittlerweile bei 221 Mitarbeitern angekommen. Es waren auch schon über 250.
Dem Gerücht, Kunden hätten "in Scharen die Bank verlassen", tritt Vikuk entschieden entgegen: "Das ist nicht der Fall. Unsere Kunden sind uns weiterhin treu." Man habe einen Teil von ihnen neuen Mitarbeitern zugeordnet – machbar, aber nicht einfach, weil Vermögensberatung oft von langjährigen, persönlichen Beziehungen profitiert. Aber der Bankvorstand argumentiert: Viele Kunden hätten sich vor langer Zeit für die Castell-Bank entschieden und schätzten das Geldhaus, das zu den traditionsreichsten Privatbanken in Bayern gehört. "Die Bank und ihre Eigentümer sind aus der Region, fühlen sich ihr verpflichtet und werden sie auch nicht verlassen", sagt der Vorstand. Das wisse die Klientel zu schätzen.
Die Eigentümer sind je zur Hälfte Otto Fürst zu Castell-Rüdenhausen und Ferdinand Fürst zu Castell-Castell. Die beiden Familien blicken auf die längste Adelstradition in Unterfranken zurück. Die Bank selbst wurde 1774 gegründet, hat ihren Sitz in Castell und ihre Zentrale in Würzburg.
Aus Sicht des Vorstands stimmt die Leistung: Bank und Kunden seien mit der aktuellen Wertentwicklung der verwalteten Vermögen zufrieden. Und es habe unterm Strich im ersten Halbjahr 2019 sogar Geldzuflüsse gegeben statt Abflüsse. Auch für das zweite Halbjahr ist Vikuk daher "zuversichtlich".
Castell-Bank stellt ihr Geschäft auf mehrere Beine
Damit ist Vikuk beim Thema Wirtschaftlichkeit. Die Castell-Bank habe schon früh erkannt, dass das klassische Bankgeschäft, das von Zinsmargen und Provisionen lebt, nicht allein trägt. So habe man seit 28 Jahren kontinuierlich eine Beteiligung am Unternehmen Mercator-Leasing (Schweinfurt) aufgebaut. Das Leasinggeschäft erfordere anfangs große Investitionen, die sich über die Jahre gesehen dann häppchenweise rentierten. In dieser komfortablen Lage befinde sich die Castell-Bank heute. Deshalb sagt Vikuk: "Jetzt ernten wir die Früchte."
Was eher unbekannt ist: Die Castell-Bank ist nach eigenen Angaben Marktführer bei der Vermögensverwaltung deutscher Universitäten. Die hätten erhebliche Geldsummen, die maßgeschneidert angelegt werden müssten, erklärt Manuela Klos. Und die Privatbank will sich eine weitere Nische erschließen: Im Frühjahr hat sie einen Generationenfonds aufgelegt, der dem Bedürfnis entgegenkommen soll, Geld in moralisch, sozial und ökologisch unbedenkliche Projekte zu investieren. Klos berichtet, dass – nicht zuletzt durch die "Fridays for future"-Bewegung – die Nachfrage nach solchen Geldanlagen steigt. 20 Millionen Euro hat die Bank in den ersten sechs Wochen für diesen Fonds eingesammelt, bei einer Bilanzsumme von rund einer Milliarde Euro.
Privatbanken haben ihre Nische gefunden
Noch sind es Institutionen, Kirchen und Stiftungen, denen die Castell-Bank dieses neue Produkt anbietet. Doch sie will es für Privatkunden öffnen: "Erben, die der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen, Unternehmer, die an die nächsten Generationen denken", nennt Klos Beispiele für die Klientel. Damit kommen die Verantwortlichen zu dem Schluss, dass die Castell-Bank – wie andere Privatbanken auch – ihre Daseinsberechtigung habe. Und ihr Marktsegment will sie konsequent verteidigen.